zwischen Andermatt und Hospental ist es furchtbar »umghyrig«. Da hat es schon oft Menschen und Fuhrwerke b'stellt und irregeführt.
Josef Maria Russi erzählt: »Als ich mich eines Abends spät in mein Gut Marcht begab, um bei einer Kuh zu wachen, begegnete mir beim Fleischgraben ein kleines schwarzes Mandli, das umkehrte und mich bis zum Stall begleitete; es ging zu meiner Rechten, immer im haarnämlichen Abstand von mir und im gleichen Tempo mit mir. Es war aber nicht etwa Mondschein und ich hatte auch keine Laterne bei mir. Ich fragte später einen Hospentaler, der auch dort ein Gut besass, und der sagte, es sei ihm haartupfgleich ergangen.«
Man sagt, es habe daselbst vor Zeiten ein Priester auf einem Versehgang eine heilige Hostie verloren; dieser müsse nun da wandlen, und auf geschehene Anrede habe er eingestanden, ihm sei nicht zu helfen.
Vor wenigen Jahren gesellte sich bei der St. Anna Kapelle zu einem Soldaten, der nachts von Hospental her Andermatt entgegen marschierte, ein Weibsbild mit langen, aufgelösten, über den Rücken hinunterhängenden Haaren und begleitete ihn, an seiner rechten Hand einherschreitend, bis nahe an die hintersten Häuser von Andermatt, wo es plötzlich verschwand. Der Soldat hielt das Bajonett stets in seiner linken Hand parat, um sich im schlimmsten Falle damit zu wehren. Geschehen ist ihm nichts Böses, aber er hatte eine solche Angst ausgestanden, dass er daheim einen ganzen Kessel voll Wasser austrank.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.