Folgende Begebenheit, die eigentlich nicht zu den Sagen gehört, die ich aber doch mitteilen möchte, erzählte mir 1926 der 53 Jahre alte Alois Furrer, mehrjähriger Gemeindepräsident der grossen und sehr gemischten Gemeinde Erstfeld, ein gewissenhafter und durchaus nüchtern denkender Mann.
Bekanntlich sind anfangs der 80er Jahre in der Ammeten zu Erstfeld zwei Personen vom Blitz erschlagen worden. Nun, einige Zeit vorher schaute ich eines Tages an dieses uns benachbarte Haus hinauf. Ich war so ein junger Bub und sass in unserer Wiese. Auf einmal ging der Balken im Firstkämmerchen auf, ein Mann schaute hinaus, der den Laden aufgetan hatte, und hinter ihm stand ein anderer, mir unbekannter, in schwarzer Kleidung, und schaute ebenfalls hinaus. Dann schloss sich der Laden, und alles war wie vorher. Ich habe niemand gesehen zum oder vom Hause gehen. Ich wusste auch, dass zur Stunde kein Seelenmensch in diesem Hause war. Einige Monate nach dem Blitzschlag kam der Pfarrer in die Ämmeten, liess sich zeigen, wie der Blitz in die Firstkammer und von da durch das Gebäude hinuntergefahren, und genau so, wie ich es an jenem Tage gesehen, ging der Balken der Kammer auf, ein Insasse des Hauses, der ihn aufgetan, stand in der Öffnung und hinter ihm der Pfarrer, dem jener die Sachlage erklärte.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.