Todesfälle voraussehen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Mein Grossvater war z'altä Tagä geboren. So nennen wir in Wassen die vier Fronfastenmittwoche 1 und den Heiligabend zu Weihnachten. Der hat alle Todesfälle der Pfarrei vorausgesehen. Einmal wollte er mit seiner Frau gegen Göschenen z'Wirt gehen, d.h. ein Wirtshaus aufsuchen. Damals aber gehörte Göschenen noch zur Pfarrei Wassen. Etwas hinter Wattingen begegneten ihnen zwei Personen, die hart an seiner Frau vorbeigingen, Wassen zu. Er fragte die Frau, ob sie selbe zwei auch gesehen habe, was sie verneinte. Eine kleine Strecke weiter kam ihnen eine dritte Person entgegen, die wiederum die Frau beinahe streifte und gegen Wassen, also gegen die Pfarrkirche oder den Friedhof wanderte, und auch diese war nur dem Grossvater sichtbar, der jetzt sagte, man werde in den nächsten Tagen drei Leichen von Göschenen nach Wassen auf den Friedhof bringen, eine etwas später als die anderen zwei. So geschah es denn auch; eine Lawine im Standtal vernichtete zwei Tage später drei Menschenleben, und die eine Leiche wurde um einen Tag später beerdigt als die zwei ersten.

Ein anderes Mal, als er von Wassen her gegen Meien marschierte und die Schanz erreichte, begegneten ihm dort mehrere Personen hintereinander, die alle das Bätti in der Hand hielten und gegen Wassen hinunter stiegen. Alle waren ihm bekannt bis auf die letzte, die kannte er nicht. Bald hernach brach eine ansteckende Krankheit aus, an der die geschauten Personen starben, und ihnen folgte er selber als der letzte.

Solche Erlebnisse hat er viele erzählt. Personen, deren Doppelgänger in der Richtung zum Friedhof wandern, müssen bald sterben.

Katharina Gamma, 50 Jahre alt, Wassen.

Fußnoten
1 Eigentlich ist das mehr im Unterland der Fall; in Wassen, Meien, Göschenen gilt der Ausdruck meistens vom letzten Tag des Jahres, seltener überhaupt von den letzten Tagen des Jahres.

Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)