1. An der Grenze zwischen Seelisberg und Emmetten zeigten sich oft drei Männer in altertümlicher Tracht, in roten Westen, kurzen Hosen, Schnallenschuhen und Dreispitzhüten. Einer hinter dem andern schritten sie in gemessener, feierlicher Gangart der March entlang; der erste trug ein Beil in der rechten Hand, der zweite ein grosses offenes Buch auf dem gebeugten Rücken, und der letzte hintendrein zeigte auf dieses Buch, oder wie andere sagen, schrieb er hinein. Es waren Weltsmannen; der Franz Truttmann hat sie gesehen und versichert, er hätte ihnen ganz gut, ohne sich zu ducken, zwischen den Beinen hindurch gehen können, und er gehörte doch nicht zu den Kleinen.
Pfarrer Furrer († 1883) hat sie gebannt; als er sie ansprach, hat er sich das erste und letzte Wort vorbehalten, sonst hätten sie ihn zu Tode geredet. Aber auch so kostete es ihn viele Schweisstropfen, denn die Toten reden mit dem Atem des Lebenden; er hatte mehrere Stunden mit ihnen zu disputieren und war zuletzt ganz erschöpft. Aber blicken liessen sie sich seither nicht mehr.
Karl Zgraggen; Jos. M. Aschwanden u.a.m.
2. »Mein Vater ging mit seinem Vater auf den Stanser Markt. Es gab noch kein Schiff. Sie kamen nachts um zwei durch den Lauiwald. Es war noch keine Strasse. Als sie durch's Gatter gingen, sahen sie zwei Männer, die marcheten. Einer sah dem andern über den Rücken, und einer war wie ein Laubsack. Mein Grossvater ist daran gestorben. Mein Vater hat es selber erzählt.«
Mich. Truttmann
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.