1. Ein Jahr, nachdem der Kaplan von Meien jene zwei feurigen Hunde verbannt und dem Vieh des Tales Ruhe verschafft hatte, trugen die Meier die Leiche eines Talmanns nach Wassen, um sie dort bei ihrer Pfarrkirche der geweihten Erde zu übergeben. Bei der Lychkirmi auf der Schanz setzten die Träger ihre Last nach altem Herkommen ab und das Volk betete »Fyfi«. Als sie wieder aufbrechen wollten, da brachten sie die Leiche nicht mehr vom Fleck; sie war wie angefroren, und alles Zerren nützte nichts. Da sagte der Kaplan, der auch dabei war: »So werfet ihn ins Tobel hinunter!« Nun stürzten sie die Bahre mit dem Toten um, und die Leiche rollte in das Tobel hinunter. Alsbald kamen mehr als hundert Raben herbeigeflogen und machten sich krächzend über sie her. Der Geistliche aber erklärte: »Ich bin jetzt 42 Jahre Kaplan in Meien, und diese drei (die zwei Abgefallenen und der ins Tobel Versenkte) sind die Einzigen, die in dieser Zeit verloren gegangen sind!«
Peter Walker, 70 J. alt, Wassen
2. Drei jungen, übermütigen Burschen von Stans kam es eines Abends in den Sinn, die Leiche in den Wald wegzutragen, die im Beinhaus aufgebahrt war und am nächsten Tage sollte begraben werden. Nun, solange sie selbe über den Friedhof trugen, war sie federleicht. Wie sie aber ab dem Geweihten kamen, wurde sie immer schwerer und schwerer, bis sie die Last abstellen mussten. Da kam auch von oben her ein grosses Licht auf sie zu, und voll Angst ergriffen sie die Flucht. Das Licht verfolgte sie bis auf ihr Zimmer, und bevor 14 Tage vorüber, waren alle drei Burschen Leichen.
Josef Tresch von Bristen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.