1. Zwei Burschen von Bürglen wollten eines Abends miteinander z'Stubäda gah. In der Nähe der Wiese »Graben« hinter Trudelingen hat es aber beide irregeführt und zwar in ein furchtbares Tobel hinaus, wo sie sich weder zu raten noch zu helfen wussten. In ihrer Bedrängnis machten sie das Gelübde, ihr Leben lang ledig zu bleiben. Da teilte sich auf einmal das schwarze Gewölk am nächtlichen Himmel und der Mond beleuchtete die Gegend, in der sie sich erkannten, und den Pfad, auf dem sie den Ausgang fanden. Der eine der beiden hielt das Gelübde, der Bifang-Hansi aber brach es.
Damals hatten die Leute im Holzerberg einen merkwürdig klugen Hund; der hat alles voraus kundgetan, was sich weit und breit ereignete, manchen Todesfall, manches Unglück zum Voraus angezeigt. Es geschah nun oft, dass dieses sonderbare Tier zum Hause hinauslief, durch den ganzen Holzerberg hinauf bis zur G'hirmi auf der »Höchi« und dort bellte und sich gebärdete, wie wenn es einen Menschen in die Beine beissen würde. Besonders geschah dies abends beim Mondschein und wiederholte sich öfters bis zu jenem Tage, an dem Hansi mit seinem Tryni heiratete. Am Abend des Hochzeitstages kam das neugetraute Paar durch den Holzerberg herauf, um droben im Bifang Wohnung und Heim zu beziehen. Aber beide waren ganz »g'mäntelet« (niedergeschlagen), und da oben bei der G'hirmi setzten sie sich nieder. Der Hund lief jetzt hinauf, bellte und wütete und hätte den Hansi in die Beine gebissen, wenn ihn die Besitzer nicht zurückgerufen hätten. Hansi enthüllte seiner jungen Frau mit traurigem Herzen das Geheimnis, das ihn drückte. »Tryni«, sagte er, »jetzt bist du ein armer übelfeiler Tropf; wir werden kein Glück haben«. Tryni suchte ihn zu trösten. Aber trotzdem es seinen Hansi gut pflegte, hintersinnte sich dieser, wurde schwermütig und starb nach wenigen Jahren.
Katharina und Barbara Müller, Bürglen, 70 J. alt.
2. Nach anderer Erzählart hatten die beiden das Versprechen einer armen Seele abgelegt, um sie zu erlösen.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.