In Hohfuhr-Michels uraltem Haus im Getschwyler lebte lange Jahre ganz allein ein wunderliches Manndli. Der zuchtlosen Schuljugend von Spiringen diente es oft als Zielscheibe ihres Übermutes und ihrer Spottsucht. Hatte ihr Mutwillen jeweilen das Mass erreicht, dann kam das zornglühende Männchen mit einem Beil, das es hoch in den Lüften drohend schwang, dahergerannt, und die Rangen flohen lärmend auseinander.
Der so Verspottete aber starb endlich, wie andere Menschenkinder auch, und als seine Leiche schon auf dem Friedhofe im schmucklosen Grabe lag, konnten sich die Jungen, wenn sie aus der Schule kamen und am jetzt leeren Hause vorbeigingen, nicht enthalten zu rufen: »Chumm etz wider mid-em Biël!« Da wurde es aber einmal ganz plötzlich lebendig da drinnen, und das nun beginnende Gepolter bewog die schlimmen Buben, rasch den Schauplatz ihrer Heldentaten zu verlassen. Seitdem haben sie das Manndli nie mehr herausgerufen.
Das haben zwei junge Studentchen, Michael Herger aus dem Butzen, später 1854–1868 Pfarrer von Seedorf, und Johann Josef Gisler von Urigen, geboren 1794, nachmals 1820–1861 Pfarrer in Bürglen, die damals bei Pfarrer Lusser in Unterschächen Latein lernten, gesehen, aber ohne mitzumachen, und der erstere hat es seiner jetzt 90jährigen Köchin erzählt und diese mir.
Kath. Kempf, Unterschächen
Die nämliche Sage etwas anders s. Archiv 16, S. 30 f.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.