1. Zu Alplen b'nachtete im Spätherbst ein Schächentaler Jäger, ging in die Hütte und kochte sich ein warmes Süpplein. Jetzt kam's ihm in den Sinn: »Ä, dä witt noch ga jützä-n- und lüegä, ob d'r neiwer Antwort gitt, äs isch oü gar langwylig.« Er ging also vor die Hütte und jauchzte da herzhaft in die Nacht hinaus und erhielt sofort Antwort. Da kehrte er in die Hütte zurück und setzte sich auf einen Stein neben dem Feuerloch. Bald trat ein Jäger herein mit der Büchse über die Achsel. »Güetä-n-Abed!« sagte freundlich der Schächentaler. Der Fremde dagegen antwortete mit keiner Silbe und setzte sich schweigend auf der andern Seite des Feuerloches auf einen Stein. Da wurde es dem Schächentaler angst, und er hätte den unheimlichen Kamerad gerne wieder weggewünscht. Ohne ein Wort zu reden, sassen die beiden die ganze lange Nacht neben dem Feuerloch bis am Morgen.
Jos. M. Arnold, Unterschächen
2. Eine Wildheuerin zu Hinterbalm, Maderanertal, sagte eines Abends: »I will eis jützä und lüägä-n-ob-m'r epper Antwort gitt.« Sie tat es dreimal, und dreimal antwortete es ihr vom Sennenbocki her, und jedesmal kam die Stimme näher; da meinte der Frutt- Melki: »Lach dü der la machä, der kännä-n-ich scho, der isch scho vor 100 Jahrä-n-uf'm Sännä-bocki gsy!«
Andreas Fedier, 45 J. alt.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.