Dem Nuschi-Hansi im Winkel zu Altdorf war die Frau gestorben. Als sie dieselbe zur Beerdigung zur Kirche trugen, übergab der Hansi sein Kind, ein noch nicht siebenjähriges Mädchen, der Frau des Nachbars Peter Walker in Verwahr. Dort wurde es auf einmal sehr schläfrig, und die Frau legte es samt seinen Kleidern auf das Bett im Stübli, wo es sofort einschlief. Peter war ausgegangen und stand auf dem Dorfplatz, als der Leichenzug vorbeizog. Hinter der Bahre schritt der Nuschi-Hansi einher, das Mädchen an der rechten Hand führend. Als Peter nach Hause kam, sagte er zu seiner Frau: »D'r Nuschi-Hansi het schynt's ds Mäitschi äu z'Chilä gnu.« – »E nei«, entgegnete die Frau, »da im Stibbli innä lytt's.« Peter tat, als ob er nicht recht gehört hätte. Nach einer Weile sagte er wieder: »D'r Nuschi-Hansi het sys Mäitschi äu mid'm z'Chilä gnu,« und erhielt die gleiche Antwort von seiner Frau. Beim dritten Male wurde er doch stutzig, er ging in's Stübli, schaute und fand richtig das Kind schlafend auf dem Bett, in dem nämlichen Röcklein, das es beim Leichenbegängnis getragen hatte. Es schlief, bis der Vater es holte. Aber bald folgte es seiner Mutter im Tode nach.
(Erzählt 1913 vom Sohne Michael des obgenannten, jetzt verstorbenen Peter Walker, die beide nüchterne, ernsthafte Leute sind und die gewöhnlichen Sagen und Gespenstergeschichten in das Reich des Aberglaubens und der Fabelei verweisen.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.