Der Heimenstein
In alten Zeiten war das Tal von Winterthur bis unterhalb Pfungen ein See- und Morastgebiet. An der Stelle, wo die Burg Wart gebaut wurde, stand vorher ein Fährhäuslein. Am untern Ende des Sees verliess die Töss in einem180 Fuss hohen Falle das unheimliche Gewässer.
Nordöstlich des Sees, eine Viertelstunde davon entfernt, stand die Burg Heimenstein, die den gleichnamigen Grafen gehörte. Ihnen gehörte auch das ganze Seegebiet und das untere Tösstal. Graf Volkmar war ein gütiger junger Herr, der vom Volke verehrt wurde. Während einer Jagd ertrank er in seinem See. Seine Witwe liess seinen Leichnam suchen, und da man ihn nicht fand, mussten ihre Leute den See abgraben. In vieljähriger Arbeit durchstachen sie das schmale untere See-Ende (oberhalb der Fabrik des Herrn Brunner, 1850). Die Überreste des Grafen wurden gefunden und auf dem Hügel, wo die Kirche Seuzach steht, begraben. Ein Denkmal erinnerte an diese Ruhestätte.
Das durch die Absenkung des Sees gewonnene Land schenkte die Witwe Volkmars den Talbewohnern. Sie zog sich still auf ihre Burg Heimenstein zurück und widmete sich der Erziehung ihres Sohnes. Später verheiratete sie sich mit dem Grafen von Kyburg. An der Seite dieses Gatten nahm sie ein stolzes und überhebliches Wesen an. Die Schenkungen, die sie seinerzeit freigebig gemacht hatte, zog sie zurück und forderte harte Steuern.
Als die Gräfin und ihr Mann an einem stürmischen Herbstabend im Heimenstein erschienen, wurde die Burg von der Bauernschaft angezündet und das hartherzige Paar samt seinem Heimenstein vernichtet.
Unter Ludwig I. aus dem Hause der Karolinger wurde die ganze Gegend an die Freiherren von Wülflingen vergabt. „Der Sohn Volkmars ward später der eigentliche Begründer des mächtigen Kyburgischen Hauses. Vom alten Heimenstein ist jetzt keine Spur mehr vorhanden und der jetzige ist ein Aristokratennest, in dem die Wissenschaft der Welt‘ (vulgo Nabelbuch) ausgebrütet wurde.“
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Winterthur und Weinland
Stark gekürzt und vereinfacht aus Hausfreund 1850, „Eine Volkssage“. In der Offnung von Hettlingen wird der Heimenstem noch „Schloss“ genannt. Schluss der Erzählung unverständlich.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.