Eine alte Chronik erzählt von einer mühsamen Pilgerreise nach den geheiligten Stätten im fernen Morgenlande. Es war um das Jahr 1517, als eine Gesellschaft von Zuger und Baarer Bürgern nach Palästina wallfahrten. Einige Namen dieser Heiliglandfahrer sind uns überliefert worden. Es waren Ritter Thomas Stocker, Hans Stocker, Hans Brandenberg, Priester Werner Steiner und Sigmund Schwarzmurer.
Schwarzmurer litt an einem überaus schweren Fussleiden. Alle ärztlichen Künste waren vergebens gewesen, das Fussleiden verschlimmerte sich immer mehr. An den heiligen Gnadenstätten des Orients wollte nun Schwarzmurer Genesung vom bösen Leiden erflehen. In Jerusalem kam Sigmund Schwarzmurer mit einem alten Juden ins Gespräch. Dieser frug ihn nach seiner Herkunft und dem Zweck seiner weiten Pilgerfahrt. Der Zuger erzählte dem Hebräer von den lieblichen Gestaden des Zugersees und den Reizen seiner schönen Heimat. Plötzlich frug der Jude, ob sich nicht in der Nähe von Zug die Baarburg befände. Auf die bejahende Antwort holte der Hebräer aus seiner Hütte eine etwa fünfzig Ellen lange und eine halbe Elle breite Papierrolle, welche mit geheimnisvollen hebräischen Schriftzeichen bedeckt war.
Aus dieser Schriftrolle las nun der Alte vor und teilte dem staunenden Zuger mit, dass seine Vorfahren im Zugerland auf der Baarburg gelebt hätten. Daselbst seien zwei Quellen, die warme fliesse gegen Westen, die kalte aber gegen Osten. Diese Quellen seien von den dort wohnenden Juden als Heilbäder benützt worden und sie hätten auch nach dem Goldberge gegraben, über welches das heilkräftige Wasser floss. Später aber seien die Erdmännchen ins Land gekommen und die sich stets vermehrende Bevölkerung hätte seine Ahnen aus den Behausungen getrieben. Sigmund Schwarzmurer frug nun nach der Beschaffenheit der Heilquellen und der Jude riet ihm: "Gegen Sonnenaufgang liegt an der Baarburg ein Brunnen. Da wasche und bade dich. Es wird dir wohl tun und du wirst genesen von deinem Leiden."
Nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land befolgte Schwarzmurer den Rat des Juden, und kaum hatte er seinen kranken Fuss im heilsamen Wasser gebadet, als er von seinem langwierigen Leiden geheilt wurde.
Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 45
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.