Engel und Dorfkapelle
Mitten in Schöfflisdorf steht die heimelige Kirche mit ihrem typischen „Käsbissenturm“. Sie stammt aus dem Jahre 1706 und erhebt sich an der Stelle einer früheren Kapelle, die schon um 1370 erwähnt wurde, und zwar als Filiale des Gotteshauses in Niederweningen. Wie es bei deren Bau zuging‚ erfährt man aus einer alten Sage. Darnach seien wegen des Standortes arge Zwistigkeiten ausgebrochen. Die Schöfflisdorfer wollten die Kapelle bei sich haben, die Oberweninger aber auch, und um den Nachbarn zuvorzukommen, fingen die letzteren rasch entschlossen eines schönen Tages zu bauen an. Aber da seien in der Nacht einige Engel erschienen und hätten Steine und Holz heimlich nach Schöfflisdorf hinaufgetragen, und diesem deutlichen Zeichen des göttlichen Willens hätten sich dann die Oberweninger gefügt.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Unterland
Wörtlich nach Hedinger, S. 24. Seine Quelle: Lienhard, Blatt 15. Dieser Verfasser schildert die Sage zwar im Zusammenhang mit dem Neubau von 1706, gibt aber selber zu, sie passe besser zum mittelalterlichen Kapellenbau. Auch aus den im Staatsarchiv aufbewahrten Schöfflisdorfer Pfrundakten ist ersichtlich, dass wegen des Standortes dieses Gotteshauses wiederholt Schwierigkeiten entstanden, so z. B. anlässlich einer Erneuerung von 1650, wobei die Oberweninger bemerkten, die Kirche würde bei ihnen an einem höher gelegenen Platze erbaut und wäre dann viel besser sichtbar. Dagegen äusserten sich die Schöfflisdorfer, die Bevorzugung der Nachbargemeinde wäre für sie eine grosse Schmach. Diese Angaben nach Hedinger, S.24. - Vgl. dasselbe Motiv in Adetswil Ernbrach, Fraumünster-Zürich, Flaach, Meilen, Wila.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.