An der Friedhofkapelle zu Baar findet man ein farbiges Bild von der Geschichte der dankbaren Toten. Auch in der Grabkapelle zu Zug war ehedem eine solche Darstellung.
Es lebte einst ein gar frommer Reitersmann. Dieser musste sehr oft über den Kirchhof gehen und bei jedem dieser Gänge betete er in barmherzigem Sinne ein kleines Gebetlein für die Armen Seelen auf dem Friedhof. Eines Tages musste er ausreiten. Drei düstere Wegelagerer lauerten dem einsamen Reitersmann auf. Er floh, die berittenen Reiter ihm nach. In dieser grossen Not wandte der Flüchtling sich nach dem Friedhof, sprang vom Pferd und wollte sich vor seinen Feinden, die gar Arges im Schilde führten, im Beinhaus verbergen. Das Beinhaus aber war verschlossen. Die bösen Drei banden ihre wilden Rosse vor der Kirchhofmauer an und wollten durch das Portal eindringen. Da erhoben sich aus den Gräbern furchtbare Totengerippe, die mit drohender Gebärde allerlei Handwerkzeuge, wie Sense, Pickel, Schaufel, Hammer, Zange, Haue und Dreschpflegel schwangen. Aus der Beinhaustüre trat eine gewaltige Schar Knochenmänner, unter der Führung eines Bäckermeisters mit einer langen Schubstange. Voll Schrecken ergriffen die Verfolger die Flucht, und der Reitersmann war gerettet durch die dankbaren Toten, denen er so oft ein heilsames Gebet gewidmet hatte.
Quelle: Hans Koch, Zuger Sagen und Legenden, Zug 1955, S. 18
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.