Jä, das ha-n-ich sälber erfahrä, das ha-n-ich mit mynä-n-eignä-n-Aügä gseh! Ich hätt so eppis gar nitt gläubt, wenn-i's nitt sälber gseh hätt. – Ich war auf den Schattdorfer Bergen Magd bei einem jungen, bildhübschen Burschen, der mich gerne hatte. In der Nähe wohnte ein blühend schönes Maitli; das konnte es ihm antun. Jeden Abend, sobald es zu beten geläutet hatte, warf er die Sense, oder was er gerade in den Händen hatte, weg, lief ins Haus, wusch und kämmte sich und kleidete sich an und rannte davon wiän-nes Bysiwätter, dem Mäitli zu. Er musste einfach, obwohl er lieber daheim geblieben wäre. Endlich sagte ich ihm, er solle einmal mit seinem Beichtvater darüber reden. Das tat er, und der Beichtvater sagte ihm, er solle eines Abends nach seinem Besuch das Mädchen vor das Haus hinauslocken, aber dann bis vor das Dachtrauf, und wenn er's soweit habe, ihm mit der Hand auf Mund und Nase schlagen, bis Blut fliesse und das Blut den Erdboden erreiche. Der Bursche machte es so, und seitdem merkte er nichts mehr von dem seltsamen Trieb, und die Besuche fielen jetzt aus. Später ist er nach Amerika ausgewandert, und wäre ich mit ihm, so hätte er mich geheiratet. – Jä, ich lygä denn-ä keis Wort!
Fr. Müller-Imholz, 52 Jahre alt, Unterschächen
Ahnliche Historie, aber ohne Erwähnung eines Beichtvaters und des zur Erde fliessenden Blutes. Der Bursche musste dem Mädchen mit dem linken Handrücken auf den Mund schlagen.
Fr. Arnold-Tresch, 52 Jahre alt, Seedorf
Der Knecht einer Isentaler Alp musste allbott ä wiättigi Feeri wytt zu einem Maitli laufen, das er nicht einmal besonders gerne hatte. Endlich liess er sich von den Mitknechten fesseln und anbinden. Er geriet bald ins Toben, und sobald er vom Toben ermüdet niedersank, musste das Maitli zum Burschen kommen.
Zacharias Aschwanden, 60 Jahre alt, Isental
Auch ein Mädchen in Amsteg het sym Purscht v'rgä (vergeben), indem es ihm von seinem Menstruationsblut im Getränke verabreichte, und er musste es in der Folge allabendlich besuchen. Auf den Rat eines Kapuziners schlug er endlich dem Meitli einmal mit der Faust auf Mund und Nase, dass es blutete, und jetzt war er von seinem Trieb, es zu besuchen, befreit.
Fr. Walker-Gisler, 48 Jahre alt
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.