a) Die Mutter einer mit Kindern reichgesegneten, aber armen Familie ging einst zu einer reichen Frau betteln. Aber diese wies sie unbarmherzig und mit harten Worten ab. »Worum tiänd-er äseevel üfstellä?«, schnerzte sie und wandte der Bettlerin den Rücken. Diese ging davon, rief aber der Reichen noch zu: »Nu, so solled-er das neechstmal ai sibni uf einisch iberchu!« Und richtig, als die reiche Frau niederkam, gebar sie sieben Kinderlein auf einmal, und alle waren gesund und wuchsen auf.
b) Zu einer Witwe in Altdorf – die Mutter meiner fast 90 jährigen Erzählerin aus dem Schächental hat sie gekannt – kam ein Herr z'Stubeten und hielt um ihre Hand an. Die Witwe hingegen meinte: »Solange ich noch Kinder bekomme, werde ich nicht mehr heiraten.« Als sie dann glaubte, diese Zeit sei angekommen, heiratete sie den Herrn. Doch siehe! sie gab sieben Kindern auf einmal das Leben. Natürlich waren sie klein wie Mäuschen. Auf zwei Platten trug man sie zur hl. Taufe in die Kirche. Aber aufgewachsen sind sie nicht.
c) Ohne die Begründung hörte ich das gleiche erzählen in bezug auf eine Frau Albert, geborene Planzer, in Bürglen, welche ältere Leute noch gekannt haben. Die sieben Kleinen trug man auf einer silbernen Platte zur Taufe. (Tatsache ist nur, dass sie Drillinge gebar.)
d) Ein Bäuerlein im Maderanertal hatte eine grosse Schar Kinder, und mit jenem Italiener konnte er sagen: »Alli Jahr äs Chind, vill Chind; alli Jahr ä Chäs, wenig Chäs«. Endlich verleidete es ihm, und er wanderte nach Amerika und blieb dort sieben Jahre. Dann kehrte er wieder heim, denn er dachte, jetzt bekomme er keine Kinder mehr. Aber nach einem Jahre beschenkte ihn die Frau mit sieben Kleinen auf einmal.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.