Drei alte Gurtneller erzählen übereinstimmend: »Pfaffäsprung het der Namä, wyl dert zwee Geischlich – friehner het mä g'seit Pfaffä – iber d'Ryss g'sprungä sind, wyl-si susch nit hend chennä-n-ämpflieh. Einä heig ibärämeegä, der ander syg appäg'hytt. So han-is alligs g'heert verzellä, und vo eppis anderem han-i nyt g'heert.«
Eine andere Person aus Gurtnellen erzählt, zur Franzosenzeit sei da ein Geistlicher hinübergesprungen und so den verfolgenden Franzosen entronnen; und eine 85jährige, es habe da vor alten Zeiten ein Pfaff den Sprung gewagt, um den Räubern zu entgehen.
Dr. Lusser in seiner Handschrift von ca. 1850:
Z'Wassä, wo durni Schlucht di Ris entzezeli struset,
Seit-mä der Pfaffäsprung, – warum?, das wili erzehlä.
Chnabä, mä seit, dass längst ä luschtigä, wibischä Pater
Listig ä Chlosterfrau g'stohlä heig, – wo kani nit sägä,
Vornä uf eignem Ross heb er sie übrä Berg wellä flüchtä
Und si due mit sim Ross samt ihrä da überä g'sprungä.
»Ein Geistlicher, der ein Mädchen verführt, soll, um den Verfolgern zu entgehen, mit demselben einen glücklichen Riesensprung gemacht haben. Den Geist lichen war die Sage anstössig, daher versuchte man, ihr eine andere Wendung zu geben. Der Sprung sei ein Gottesurteil gewesen, durch welches sich der Geistliche von der Anschuldigung eines unkirchlichen, verbotenen Umgangs gereinigt habe.« (Aus Osenbrüggen, Wanderstudien, Schaffhausen 1874, Bd. IV, S. 67, und die Urschweiz, S. 284.)
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.