Die Laubegg bei Rafz
Nördlich von Rafz bildet der Kaltwang einen kleinen Vorsprung ins Rafzerfeld hinaus. Hier stand einst die Burg Laubegg. Ihr letzter Bewohner war „Graf Lambert“, ein Raubritter, wie er im Buche steht. Er war jung war jung und stark und begehrte das Freifräulein Rosa von Nellenberg zur Frau. Diese aber mochte ihn nicht, so viel er ihr auch den Hof machte und sie besuchte.
Eines Nachts, als er von einem Besuch bei seiner Angebeteten heimkehrte, wäre Lambert beinahe in einem Morast ertrunken, hätte ihn nicht der junge Graf von Sulz, Reinhard, der zufällig durch die Gegend ritt, gerettet. Die beiden wurden Freunde und beschlossen, zusammen am Turnier zu Schaffhausen teilzunehmen.
Beim Eintritt in die Stadt erblickten sie das Fräulein von Nellenberg, das ihnen zuwinkte. Der Graf von Sulz verliebte sich alsobald in das liebliche Geschöpf und weckte die Eifersucht des Laubeggers, der es aber nur auf die Güter der Schönen abgesehen hatte. Als der Graf von Sulz gar seinen Turniergegner Lambert aus dem Sattel hob, loderte des letztern Leidenschaft in blutigem Hass auf.
Vier Wochen nach dem Turnier sollte die Verlobung des Reinhard von Sulz mit Rosa von Nellenburg stattfinden, wozu auch Graf Lambert eingeladen wurde. Doch seine Missgunst verleitete den Laubegger, den ehemaligen Freund und Retter auf dem Wege zur Braut zu ermorden.
Der Bruder des Ermordeten brachte aber an den Tag, wer der Mörder gewesen und sagte ihm die Fehde an. Die Rafzerfelder verbanden sich mit ihm und vereint zerstörten sie die Laubegg. Dabei fand ihr Besitzer den Tod. Seither sah man einen schwarzen Hund mit funkelnden Augen die Schätze des letzten Laubeggers bewachen. Sollte es jemand wagen, diese Schätze zu heben, würde das Untier den Schatzgräber in einen gähnenden schwarzen Abgrund stürzen.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Unterland
Gekürzt aus „Hausfreund“ 1854, „Eine Volkssage“.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.