Die Gemeindegrenze im Bätental
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, berichtet die Sage, lagen die Gemeinden Altstetten und Schlieren im Streit über die Gemeindegrenze im Bätental, einem Waldstück zwischen beiden Dörfern. Die Sache kam vors Gericht, und dieses liess es auf einen Eid der beidseitigen Zeugen ankommen. Die Verhandlung fand auf dem strittigen Platze statt. Da trat ein Altstetter, einer der ältesten Bürger, vor, steckte eine Stange in die Erde und schwur: „So wahr ein Schöpfer und Richter über mir ist, geht die March hier durch!“
Gestützt auf diese eidliche Beteuerung fiel der Urteilsspruch zugunsten der Altstetter aus. Der Altstetter aber hatte einen Schöpflöffel und einen Kamm unter seinem Hut verborgen gehabt und also einen falschen Eid geschworen. Die Strafe blieb nicht aus. Der Mann starb kurz darauf, und nach seinem Tode hörte man an jener Stelle im Bätental rufen: „Graad, graad!“ Dieser Ruf war jahrzehntelang hörbar. - Der Geist wollte mit diesem Ruf andeuten, dass die Grenze von Rechts wegen gerade verlaufen sollte.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Limmattal
P(aul) C(orrodi) in NZZ Nr. 1433 (1916) mit dem Titel „Eine Sage aus Schlieren“. - Schmid‚ Chronik der Gemeinde Altstetten, S. 69ff.‚ führt einen Urteilsspruch (1559) und zwei Schiedssprüche von 1709 und 1755 wegen Weidgangsstreitigkeiten auf, welche die Möglichkeit der Sagenbildung zuliessen
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.