1. Mehrere Männer aus der Gegend von Amsteg, deren Namen noch genannt werden, fassten den Vorsatz, gemeinsam in den zerfallenen Stollen bei der »Höhe« im Ried am Fusse des Bristenstockes nach Metallen oder Strahlen, basta nach Kostbarkeiten zu graben. Sie gingen aber zuerst nach Zürich und liessen sich mehrere Wochen von einem erfahrenen Manne unterrichten. Zuletzt sagte er ihnen, sie müssten beim ganzen Unternehmen aufrichtig und ehrlich gegen einander sein, sonst würden sie vergeblich schaffen. Nun machten sie sich an die Arbeit; das Glück schien sie begünstigen zu wollen; sie fanden die rechte Spur und waren auf guten Wegen, einen grossen Schatz auszubeuten. Als sie aber mit grosser Freude eines Morgens die Arbeit beginnen wollten, da war jede Spur verschwunden. Da nützte alles Suchen und Schaffen nichts mehr. Jetzt sandten sie einen aus ihrer Mitte wieder zu ihrem Lehrer nach Zürich und liessen anfragen, was da schuld sei, und was sie zu tun hätten. Er antwortete ihnen, sie seien selber schuld; sie seien nicht ehrlich gegeneinander; jetzt sei alles verdorben; sie sollen das Unternehmen nur aufgeben. Solche Kunde überbrachte ihnen der Bote. Sie forschten einander aus, und jetzt ergab es sich, dass der Eine ein kleines Werkzeug sich angeeignet und ein Anderer den Bohrer in seinem eigenen Landgut zum Steinsprengen benutzt hatte. Sie hatten aber diese Werkzeuge auf gemeinschaftliche Rechnung angeschafft.
Josefa Walker u.a.m. Amsteg
2. Einst gruben mehrere Männer aus der Gegend von Amsteg nach dem Goldklumpen im Bristen. Es hatte ihnen einer die Stelle angedeutet und gesagt, sie müssten fest den Glauben haben. Als einer aus ihnen merkte, dass sie den gesuchten Schatz bald finden würden, ging er heimlich am Morgen früh, um allein zu graben und vorwegzunehmen, was möglich. Aber nun war alles versunken, und der Ratgeber sagte den verwunderten Männern, die ihn aufsuchten, da sei etwas gefehlt gegangen, da sei einer nicht ehrlich gewesen.
Joh. Tresch, Wyler; Frau Walker-Furger, 85 J. alt, u.a.m.
3. Einst fanden einige Strahler ein höchst seltenes Stück, das inwendig aussah wie eine Monstranz. Unter ihnen war aber einer, der nicht ehrlich handelte und das seltene Stück heimlich für sich allein auf die Seite legte. Jetzt ist dieser Kristall in der Hauptkirche zu Paris und wird das Allerheiligste darin aufbewahrt.
Pfr. Dr. Schmid, Göschenen
4. Wenn mehrere miteinander strahlen (Kristalle suchen), dann müssen sie aufrichtig und ehrlich gegen einander sein.
Schriftl.: Pfr. Dr. Schmid, Göschenen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.