1. Auf der Oppli-Egg1 zwischen Opplital und Wylerlaue sind drei Kisten mit Gold im Erdboden vergraben. Sie werden aber von einer Kröte oder von einem Frosch behütet. Wer dreimal nacheinander um das Tier herumgeht und ihm nach jedem Umgang einen Kuss gibt, der kann den unermesslichen Schatz heben. Drei kecke Burschen haben es einmal gemeinschaftlich versuchen wollen. Der erste brachte es auf zwei Küsse, da schwoll das Tier an, der Bursche erschrak und ging zurück. Der zweite wagte noch einen Kuss, floh aber davon, als das Tier Flammen spie, und der dritte nahm angesichts des schrecklichen Untieres Fersengeld, ohne einen Kuss zu probieren.
Tobias Lussmann, 24 J. alt, Silenen, u.a.
2. Ein kürzlich verstorbener alter Mann aus dem Wyler, namens Zberg, hat die Kröte gesehen am lauterhellen Tag, aber leider hielt sie sich keinen Augenblick still.
Jos. Maria Zberg, 72 J. alt, Silenen
3. Auch zu Männigen, wo das grosse alte Haus steht, soll unter einem Stein ein Schatz vergraben liegen. Mein Gewährsmann, ehemals Besitzer, hat oft mit einer Latte unter den Stein gestüpft, aber nichts gefunden.
Ambros Zurfluh, 70 J. alt
4. Im Kloster Seedorf ist ein grosser Schatz verborgen. Aber auf ihm hockt eine grosse Kröte, und es muss, wer den Schatz will, dem Tier nachts zwischen 12 und 1 Uhr drei Küsse geben.
Peter Walker, 70 J. alt, Reusstal
Fußnoten
1 Oppli heisst heute eine kleine, teilweise mit Gebüsch bewachsene Wiese ohne Wohnstätte, hiess früher Oppelingen und grenzt an Buchen und Männigen, früher Memmingen. Ein Freiherr Rudolf von Wyler vertauscht 1246 den 15. November Güter aus dieser Gegend mit Gütern des Klosters Wettingen. Wyler, Wylerlaue mit Oppli, Buchen, Blüemlismatt sind Bergsturzgebiet.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.