a) Nach Amsteg kam einst ein fahrender Schüler. Mit geheimnisvoller Miene redete er von den Schätzen des Bristenstockes und machte Andeutungen von dessen Goldreichtum. Es werfe da, sagte er, mancher Kuhhirt seiner Kuh einen Stein nach, der mehr Wert habe als das ganze Tier; des Goldes sei so viel, dass es die ganze Pfarrei Silenen, ja sogar den ganzen Kanton Uri reich genug machen würde; der Bristenstock wäre würdig, auf drei goldene Säulen (»uff dry goldig Stitt«) gestellt und mit goldener Kette umwunden zu werden. Da wurden die Steger neugierig und lüstern nach den vielen Schätzen; sie gaben dem fahrenden Schüler reichlich zu essen und zu trinken und Geld und versprachen ihm noch eine grosse Geldsumme, wenn er ihnen die Schätze des Bristenstockes offenbare. Der Fremdling liess sich Speise und Trank wohl schmecken und füllte seine Säcke mit Geld. Dann öffnete er seinen Mund zum Sprechen und eröffnete:
Stäg, Stäg! dü Schinderloch!
(Oder: O Stägerloch, dü Schinderloch)
Der Bristä-See vertreit di doch!
»Da hennt s' düe der Dräck g'ha, d'Stäger!« meint einer meiner Erzähler.
Christina Exer, Silenen
b) Ein fahrender Schüler wollte in Amsteg ein Stücklein Brot kaufen, bekam aber keines. Da sagte er obigen Spruch.
Frz. Zgraggen, 24 J. alt, Gurtnellen
c) Ein Geissbub hörte einst eine Stimme: »O Stägerloch, o Schinderloch!« u.s.w.
d) Der Spruch lautet auch:
O Stägerloch, dü Sinderloch,
Der Chärschäläbach vertreit di doch.
Jos. Tresch, 53 J. alt, Amsteg
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.