Ein Schächentaler, dessen Name genannt wird und der sich vom armen, gänzlich mittellosen Hüterbub zum hortreichen Bauer emporgeschwungen hatte, soll eine »Allarünä« oder einen »Gäldschyßer« besessen haben. Darüber hört man allerlei Vermutungen und Ansichten. Die einen sagen, er habe sie droben in der Alp Wannelen gehabt, 11/2 Stunden ob Unterschächen, und sei alle Tage, auch bei Sturm und Schneegestöber, von Unterschächen hinaufgestiegen, um ihr zu »putzen und zu schoren« wie einem Kind. Die andern wieder behaupten, er habe sie in seinem Hause im Stübli untergebracht.
Ein Schuhmacher, der einst dort auf der Stör war, will in einem unbewachten Augenblicke daselbst eine Kröte gesehen haben, die auf einem Haufen Geld hockte. Es gibt auch solche, die behaupten, der »Gäldschyßer« sei eine Wurzel gewesen, die exakt einem ganz kleinen Mandli geglichen habe, oder auch ein wirkliches, lebendes, munzigkleines Mandli. Es sei schwierig, ihn wieder loszuwerden, und wenn er in die dritte Hand komme, sei der Besitzer ohne Pardon dem Teufel verfallen. Jeden Tag müsse man ihm ein Geldstück unterlegen, dann lege er das Doppelte dazu.
Karl Gisler; Johanna Brücker-Arnold, 70 J. alt u.a.m.
Wenn jemand mühelos zu reichlichen Geldmitteln kommt, sagt man; »Der het, mein-i, ä Gäldschyßer,« von einem Verschwender: »Der sett ä Gäldschyßer ha, la chu, vo Paris la chu,« oder man nimmt sich vor: »Jetz lahn-i de ä Gäldschyßer (vo Paris) la chu.« Und wenn man viel Geld brauchen sollte, klagt man: »Da mangtä-mä-n-ä Gäldschyßer z'ha.«
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.