Ein armer, geplagter Mann im Reusstal war in heller Verzweiflung; er wusste nicht mehr, wo Speise und Trank hernehmen für seine Stube voll Kinder und wo Geld, seine Schulden zu bezahlen. Da riet ihm ein fahrender Schüler, er solle sich auf den Weg machen und den ersten, besten Mann, der ihm in lederbrauner Kleidung begegne, anreden und um Rat fragen, der werde ihm sicher Auskunft geben. Der arme Mann befolgte die Weisung des Fahrenden. Er gelangte bis nach ..... (die Erzählerin weiss den Ort nicht mehr); dort begegnete ihm ein kleines Männchen in lederbrauner Kleidung. Er sprach es an, klagte ihm seine Bedrängnis und bat um einen Rat, indem er bekannte, ein fahrender Schüler habe ihn an es gewiesen. »Du bist am Rechten,« erwiderte der Lederbraune, »gehe und grabe unter einem Erbselenbusch (Sauerdorn, Berberis vulgaris), dort wirst du eine Kröte (»ä Chrottä«) finden, nimm sie nach Hause, lege ihr Geld unter, und sie wird dir jeden Tag noch einmal soviel dazu legen!« Mit Freuden handelte der arme Mann nach dieser Anweisung. Endlich hatte er einen ganzen Schochen Geld beieinander und dachte, es sei genug. Er packte die Kröte und warf sie über eine sehr hohe Fluh hinaus. »Diä isch z'Huddlä-n- und z'Gudärä g'gangä,« sagte er sich und ging befriedigt heim. Aber, als er zu Hause ankam, sass die Hex wieder in ihrem Druckli auf dem Buffet. Er warf sie zum zweiten und dritten Mal in den Abgrund, immer mit dem gleichen Misserfolg. Zuletzt, auf den Rat seines Weibes, wickelte er das unheimliche Vieh in ein seidenes Sacklumpli oder, wie andere wissen wollen, in einen weissledernen, altmodischen Geldsäckel, steckte es in den Sack und ging mit ihm auf den Markt, liess aber Zipfel oder Schnur zum Sack heraushangen. Und wirklich im dichten Marktgetümmel stahl ihm ein Schächentaler, was er gerne hergab, und er war der Kröte los. »Är heig nitt mutz und nitt cheus 'tah, won-ner g'merkt heig, das-em disä-n-i Sack fahri.« – Einige fügen hinzu, der Dieb habe ihm alles wieder zurückgebracht; aber er habe es nicht angenommen, und die Kröte selber sei immer wieder zum Schächentaler zurück, und so habe der Dieb diesen ihm unwillkommenen Schatz behalten müssen und sei dann zu einem Kapuziner gegangen usw., wie bei der vorausgehenden Nummer.
Josefa Walker, Amsteg, u.a.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.