Einer wäre gerne fahrender Schüler geworden und sagte solches einem, der es schon war. Der mahnte ihn ab und erklärte ihm, das sei mit grosser Gefahr der Seele verbunden. Aber jener bestand auf seinem Begehren. »Nun gut,« sagte jetzt der Lehrmeister, »ich will dich einweihen. Du musst aber genau tun, was und wie ich es dir sage, du bist selber verantwortlich für deine Seele.« Jener versprach, alles aufs pünktlichste zu befolgen. Vor Mitternacht des Christfestes führte ihn der fahrende Schüler auf eine Kreuzgasse, machte hier mit einem Schwert einen Kreis auf den Boden, und da hinein musste er stehen und da standhaft aushalten von 12 Uhr Mitternacht bis 1 Uhr. »Aber weiche keinen Schritt, mag kommen, was will, Tier oder Mensch, Feuer oder Wasser, Sturm oder Wetter und dich bedrohen auf jede Art. Weichst du aus dem Kreise, so bist du verloren.« So schärfte der Fahrende seinem Lehrjungen ein, steckte das Schwert in den Kreis in den Boden und sagte: »Das Schwert ist dein, ist deine Waffe, innerhalb des Kreises hast du das Recht,« und verliess den Platz. Der Lehrjunge harrte auf seinem Posten aus, bis endlich ein Wybervölchli kam, das er für seine leibliche Schwester ansah, und das ihm winkte. Dem Wink folgte er und verliess den Kreis. Beim ersten Schritt ausserhalb desselben verfiel er zu Staub und Asche.
Ambros Gisler, Maurer, Bürglen
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.