1. In dem alten Holzhäuschen nebendem neuen Schulhaus im Wyler zu Gurtnellen wohnte vor Zeiten der reiche Bauer und Jäger Sebastian Daxli. Der ganze Wyler vom Gornerbach bis zum Märchlital war sein1. Ihm begegnete eines Tages, als er mit einer Gemse auf dem Rücken aus Fellenen kam, auf der Fellibrücke ein fahrender Schüler und fragte ihn, ob er mit Blei gut versehen sei. »Nein, dessen habe ich nicht immer genug,« erwiderte Daxli. So wolle er ihm solches zeigen, sagte der Fremde, ging mit ihm über die »ghäcklet Plattä« und zeigte ihm im Fellitobel eine Bleiader. Dort konnte Daxli für sich und seine Freunde eine Menge Blei holen, durfte aber niemand die Stelle zeigen und nichts davon verkaufen. Andere konnten ihm zuschauen, wohin er ging, um sein Blei zu gewinnen; gingen sie aber denselben Weg, so fanden sie nichts. Daxli war reich, wurde aber zuletzt so arm, dass er seine Güter verkaufen musste. Deshalb sagt man von ihm heute noch zu Gurtnellen:
Jeeger Daxli unverdrossä,
Mängs hundert Gämschi g'schossä,
Dazüe vill Fix und Hasä,
Und z'letscht frisst er nu sy eignä Wasä.
2. Vor einigen Jahrzehnten flözten Holzarbeiter Holz durch das Fellital hinaus. Unter ihnen war ein Schwyzer, und dieser sagte eines Tages: »Hitt schaffi-n-i jetz nu mid ych, aber moorä tüe-n-i de annärä-n-andärä-n-Arbet schaffä.« Aber noch am selben Abend fiel er zutod. Man glaubt, er habe die Bleiader entdeckt.
Jos. Baumann, Miseli; Jos. Gamma u.a.
Fußnoten
1 Hier stimmt die Überlieferung mit den Urkunden überein. Schon 1522 zinst Hans Taxli vom Gut Wyler mit den angegebenen Grenzen an die Pfarrkirche Silenen. (Jahrzeitbuch Silenen).
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.