Die Familie Ambort stammte laut den Kirchenbüchern zu Wassen, wo ein Johannes Ambort 1635 heiratete, aus dem Wallis. Später liess sich ein Johannes Ambort in Amsteg nieder und handelte mit Kristallen; er ehelichte 1674 eine Katharina Jauch und nach ihrem Tode eine Eva Dittli 1685, erwarb um 1697 das Landrecht in Uri und starb 1722. Er ist Stifter eines grossen Jahrzeits zu Silenen und Amsteg. Seine Tochter Maria Barbara ehelichte 1715 den Altarbauer Johann Jost Ritz aus Wallis, sein Sohn Johann Franz Anton, geb. 1692, war Schulmeister in Silenen, und mit ihm verschwindet nach 1734 das Geschlecht Ambort aus Silenen. So die trockene Geschichte. Die Sage weiss viel mehr zu plaudern.
a) Johannes am Port1, auch Portner genannt, ein armes Geissbäuerlein, wohnte im Sommer und Winter weit hinten im Etzlital bei den »Porthüslenen«2. An einem nebligen Herbstabend klopfte ein fremdes Mandli an seine einsame Hütte und bat um Obdach. Johannes wollte es nicht aufnehmen und nahm seine Zuflucht zu allerlei unstichhaltigen Ausreden. Er sei gewiss ein grosser Herr, meinte er, und für einen solchen möchte seine elende Hütte zu schlecht sein; er sei selber ein armer Schlucker; die Hütte sei eng, und noch anderes brachte er vor. Nachdem der Fremde versichert, er werde ganz gewiss keine Ansprüche machen und mit der geringsten Kost und dem einfachsten »G'liger« zufrieden sein, liess sich der Geissbauer bewegen, ihn zu beherbergen. Am nächsten Morgen ersuchte ihn der Fremde, ihn bis auf die Passhöhe zu begleiten, da er des Weges zu wenig kundig sei; er habe zwar kein Geld, aber er werde sich doch erkenntlich zeigen und ihm einen Gegendienst erweisen. Ambort gab ihm das Geleite, und auf der Passhöhe, beim Kreuz, zeigte der fahrende Schüler mit seiner Hand auf eine weisse Platte oder Fluh mitten am Kreuzlistock grad unter der höchsten Erhebung und sagte zu seinem Führer: »Sehet dort den weissen Fleck! Dort suchet, und ihr werdet einen grossen Schatz finden, der euch reich genug macht. Wenn ich dann wieder komme, sollt ihr ehrlich mit mir teilen.« Ambort versprach das hoch und heilig, und der fahrende Schüler zog weiter.
Das hocherfreute Bäuerlein ging bald daran, die angewiesene Stelle aufzusuchen; es fand eine Höhle, die ihm eine ungeheure Anzahl der schönsten und grössten Kristalle bot und auch edle Metalle und einen Karfunkel von unermesslichem Werte. (Nach anderer Erzählart Kristalle im Werte von 30,000 Gulden.) Man sieht heute noch etwas Gemäuer und Überreste von seiner Hütte, die es sich am Fundort erbaute, und das Tröglein, worin es die Kristalle wusch. Er wurde ein steinreicher Mann und stiftete in den Gotteshäusern zu Silenen und Amsteg grosse Jahrzeiten für sich und seine Frau Eva Dittli. Er soll in Amsteg das Gasthaus zum Hirschen, sowie eine Bleue und eine Beinstampfe im Schachli betrieben, nach andern im sogenannten »roten Haus« zu Amsteg, damals Wirtshaus, gewohnt haben.
Eines Tages begegnete der fahrende Schüler ganz unerwartet dem reichen Johannes Ambort und fragte, was er gefunden. »O, äs mag-si nid ärträgä,« versetzte dieser. »So, so!« sagte jener, »nun gut, eine Zeit lang werdet ihr, du und deine Frau, reich sein; aber zuletzt wirst du wieder arm werden, und die Läuse und Flöhe werden dich auffressen!« Und so kam es. Johannes Ambort hatte kein Glück mehr; sein Reichtum verschwand, wie er gekommen, nach dem Sprichwort:
»Liächtli g'wunnä,
Liächtli zerrunnä.«
In seinen alten Tagen war er wieder ein armer Mann und hätte das Geld, das er für seine grossartige Jahrzeitstiftung ausgelegt, gerne wieder zurückgenommen.
Der fahrende Schüler aber äusserte sich einem Urner gegenüber: »Ich wüsste noch einen Schatz, aber den möchte ich keinem Hund mehr zeigen.«
b) Johannes Ambort ging auf Strahlen (Kristalle) aus. Da begegnete ihm in Amsteg ein fremdes Mandli mit einem Habersack auf dem Rücken, redete ihn an und fragte nach seinem Vorhaben. Johannes erzählte ihm von seiner Armut. Nun sagte der Unbekannte: »Gehet an den Kreuzlistock, dort werdet ihr eine weisschimmernde Steinplatte finden; grabet nach!« etc.
c) Ein anderer Erzähler sagte zu mir: »Jä, nu, heig das Mandli gseit,
Hed-er nyt iberchu,
Sä sell-er zu nytt chu!
Äs syg i der Neechi nu ä greeßärä Schatz, aber, der tiäg-er-em nimmä zeigä. Aber är wärdi nu einisch gfundä wärdä, heig-er nu g'seit. Wenn ich jinger wär, sä giängt-i doch nu einisch ga süechä. Weder ich gah am Änd glych nu und nihmä-n-ä Jingärä mit-mer.«
d) »Das isch hiä ummänand än allgimeini Sag,« versichert ein Gewährsmann aus dem Etzlital. Der Schatz ist schon oft gesucht worden. Er wäre unter einer Steinplatte zu finden.
Friedr. Epp; Jos. M. Epp; Fidel Gisler u.a.m.
Fußnoten
1 So wird mundartlich der Name meistens gesprochen.
2 Diese Angabe von einem einzigen Erzähler will jedenfalls den Geschlechtsnamen Ambort erklären.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.