war ein Wunderarzt in Unterwalden1. Zu ihm nahm einst ein Urner aus dem Isental, dem ein Dieb ein bedeutendes Quantum Fleisch gestohlen, seine Zuflucht und bat, ihm den Dieb zu zeigen. Der Doktor wollte zuerst nicht einlenken und sagte mit Lachen: »Ja, woher sollte ich denn solches können?« Aber der Isentaler bestand darauf; er wisse schon, dass er's könne. Jetzt gab der Wundermann nach und sagte: »So kommt mit mir!« Er ging in den Hausgang hinaus und zeigte dem Gwundrigen eine Stande voll Wasser; da solle er hineinschauen. Und dieser erblickte wie in einem Spiegel den Schelm unter einer Tanne im Gruowald und sah, dass er gerade von seinem Fleische frass. Er erkannte ihn sofort.
Einmal war ein krankes Mädchen auf dem Wege, ihn zu besuchen, und wurde von einem gesunden begleitet. Da meinte das letztere: »Ä, was wem-mer etz zu dem Tirrlilahli gah, der cha gwiss nytt!« Aber das Kranke bestand darauf. Der Doktor nahm sie freundlich auf und sagte mit einem feinen Lächeln zu ihnen: »Ja, wiä wett äu der Tirrlilahli eppis chennä!« Er gab dem kranken Mädchen eine Medizin, aber zum gesunden sagte er: »Bis morgen abends wirst du nicht mehr über mich spotten.« Und wirklich war es da nicht mehr am Leben.
Im Verein mit zwei Gespanen hatte der Türrlidokter einen Akkord gemacht mit dem Teufel. Welcher von ihnen zuletzt sterbe, der sei dem Bösen verfallen. Aber der Türrlidokter tat viel Gutes und erreichte dadurch, dass er nicht der letzte wurde.
Hans Aschwanden, 50 J. alt
Fußnoten
1 Kaspar Josef Christen zu Wolfenschiessen † 1857. (S. Beiträge zur Geschichte Nidwaldens, 8. Heft, S. 56. Stans 1891).
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.