Der »Dokter Füst« oder »Dokter Füster« (auch Füstus) hatte den Bösen ganz in seiner Gewalt und traktierte ihn grenzenlos. Die heikelsten Aufgaben stellte er ihm.
Einisch hätt der Tyfel sellä-n-am Wybervolch ds Strumpfbändli erchundigä. Lang, lang heig-er ummägspanyveret und gstudiärt, und zletscht heig-er miässä bikännä, das syg är nid imstand z'erchundigä; ds Wybervolch heig all Tag äs nyws Strumpfbändli.
Ein anderes Mal musste ihm der Teufel einen Sack voll Frucht oder Reis über die Axenfluh hinabwerfen und im Hinunterfallen wieder alle, und zwar jedes Körnlein in einem eigenen Sackli, auffangen, so dass kein einziges verloren gehe. Doch schau! er brachte sie alle, kein einziges fehlte! Als sie ihn nachher fragten, wie er das zustande gebracht, sagte er: »O, äs sind nu vill meh lääri Sackli g'sy as seeligi mid-ämä Cheeräli!«
Einst begegnete dem Füst ein Bauer mit einem grossen Fuder Heu. Füst redete ihn an und fragte, wieviel von dem Heu er für fünf Franken fressen dürfe. Der Bauer lachte und sagte, er solle ihm nicht mit solchen Possen kommen, das sei ihm ja nicht ernst. Aber der Zauberer bestand darauf; er fühle ein kurioses Gelüsten nach Heu in seinem Ranzen, sagte er. Da meinte der Bauer, für fünf Franken könne er von dem Heu fressen, soviel er wolle. Nun frass ihm der Dr. Füst die ganze Wagenladung auf. »Heig-em's doch bi Läck und bi Brosmä-n-üffg'frässä!«
Ein anderes Mal geriet er mit seinem Wirt hinderlätz. In der Wirtsstube trieb sich auch des Wirts Söhnchen herum. Da schrie Dr. Füst den Wirt an: »Wenn ds Mül nu üfftüesch, sä friss d'r dy Büeb!« Und der Wirt sagte: »Sä fris-ä!« Nun verschluckte der Zauberer das Büblein vor des Vaters Augen, bis es nur noch mit den zappelnden Beinen zum Rachen herausschaute. Auf des Wirtes Bitten spie er ihn wieder heraus.
»Vom Dr. Füstus hed alligs ds Furggälä-Vreni im Isitall vill verzellt. Äs hed äs ganzes Büech g'ha nur vo dem Dr. Füstus,« erklärt mir einer meiner Erzähler.
J.J. Huber, 80 J. alt, Sisikon; Hans Aschwanden, 50 J. alt, Isental
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.