1. Zu Sisikon lebte ein Knecht, der zusehends abmagerte, obwohl er gute Kost und nicht übermässig viel Arbeit hatte. Der Bauer fragte ihn, was ihm fehle, aber er wollte es nicht sagen, und später wollte er den Platz künden. Jetzt drang aber der Meister in ihn, ihm die Ursache mitzuteilen, und auf sein Einreden gestand er endlich, dass ihn jede Nacht das Toggeli so furchtbar plage und drücke. »Da brauchst du deinen Dienst nicht zu verlassen,« sagte der Bauer, »da kenne ich schon ein Mittel. Löse am Abend dein Wasser in ein Fläschchen und verschliesse dieses fest und öffne es unter keinen Umständen, dann wirst du sehen.« Der Knecht gehorchte. Am nächsten Tage kam seine Geliebte und bat ihn flehentlich, doch das Gutterli zu öffnen, sie könne ihr Wasser nicht mehr lösen. »Ähä,« sagte jetzt der Bursche, »bisch dü d'Häx?« Aber später heiratete er sie doch.
Johann Aschwanden, 50 J. alt, blinder Korber
2. Einem jungen Burschen im alten Holzerhaus zu Wytterschwanden, der viel vom Toggeli zu leiden hatte, wurde geraten, aufzustehen, wenn das Toggeli drücke, das Wasser in ein Fläschchen zu lösen, dieses fest zu verschliessen und unter das Bett zu legen, aber mit einem offenen Messer, mit der Schneide nach oben gerichtet, daneben. Nachdem er den Rat befolgt, bekam er am folgenden Morgen unerwarteten Besuch von einer ihm bekannten Weibsperson aus dem »Graben« zu Bürglen. Diese erblickte das verschlossene Fläschchen, das der Bursche unter dem Bett weggenommen und auf den Tisch gelegt hatte, betrachtete es nach allen Seiten, fragte und wunderte nach ihm und liess mit Bitten und Nöten nicht lugg, bis der arglose Bursche es öffnete. In diesem Augenblick verschwand auch das Weibsbild zur Türe hinaus, liess aber dabei sein Wasser fahren, so dass ein ganzer Strahmen über die Diele hin den Weg zeichnete, den es in seinem Verschwinden eingeschlagen. Aber vom Toggelidruck war der Bursche befreit. Später ging er zu ihm z'Stubeten und heiratete mit ihm.
Dieses Mittel werde öfters angewendet, ergänzen mehrere Personen die Erzählung, und es sei ihnen selber auch schon angeraten worden.
Kath. Müller, 70 J. alt, u.a.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.