Wenn der Holzwurm, in der Göscheneralp »Totänührli« genannt, in den Wänden sich hören lässt, sagt das Volk: »Ds Toggäli tängelet,« und allgemein heisst es, es gäbe dann schönes Wetter. Viele halten es für ein Zeichen, dass bald eine nahestehende Person sterben werde.
Ein Mann von Attinghausen, der im Berghäuschen auf Sewli schlief, merkte und sah etwas zur Zimmertüre hereinkommen, das aussah wie eine Katze. Er meinte in diesem Augenblick ganz wach zu sein, konnte sich aber gar nicht rühren, kein Glied bewegen. Das Ding kam auf sein Bett zu, sprang hinauf, kam über die Bettdecke heraufgetrippelt und legte sich gerade auf des Mannes Herz, blieb da liegen und drückte ihn schrecklich. Dem Mann war dabei furchtbar zumute; er wollte schreien und konnte nicht, wollte sich bewegen, aufrichten, dreinschlagen, aber alle seine Bemühungen waren umsonst, er war nicht imstande, auch nur einen Finger zu krümmen. Endlich sprang die Katze wieder vom Bett herunter und machte sich leise zur Türe hinaus. Zurfluh, so hiess der Befreite, schnellte auf, lief zu den Seinen in der Kammer droben und erzählte ihnen, was er erlebt. Alle waren der einstimmigen, festen Ansicht, es sei eine Katze gewesen, und suchten im ganzen Hause herum, aber konnten sie nicht finden. Sie öffneten jetzt die Haustüre, um draussen nachzuschauen. Doch was ist das? Mitten in der Nacht tängelet Einer! Alle hörten ihn ganz deutlich. Miteinander liefen sie auf den Tangelstock los. Aber dort sass niemand. Jetzt hörten sie es im Gaden tängelen. Sie guckten auch da hinein und fanden keinen Menschen. Aber in der Holzwand tängelte es weiter. Nun ging ihnen ein Licht auf: »Das ist das Toggeli,« sagten sie zu einander und gingen wieder zu Bette.
Jos. Zurfluh, 60 J. alt
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.