a) Zwei Knechte des Prosper Bär zu Schattdorf, eines vermöglichen Bauers, der auch in der Nachbargemeinde Bürglen ein Feld besass, hennd äs Abeds z'Birglä bi dry Meitlänä 'torffet. Bevor Mitternacht da war, brachen sie auf, indem sie sich entschuldigten: »Miär miänt morä Mischt üßmännä, und da miäm-mer doch vorhär g'schlafä ha, susch sim-mer de nitt güet dra.« Es nützte nichts, dass die Mädchen schmeichelten und baten, nicht so zu eilen; die wackern Burschen blieben standhaft und machten sich auf den Heimweg. Lachend bemerkte eine der losen Jungfern, die ihnen herauszündete: »Mer wennd-ich de morä ds Reßli scho ä chly z'tänzlä machä.«
Richtig! als die beiden Knechte am nächsten Tage den Dünger auf die grünende Wiese hinausführten, kam auf einmal so ein lauwarmer Wind (so ä lewä Dräckwind syg chu) und brachte von der Waldseite ein Grotzli daher bis vor das Pferd. Dieses scheute und bäumte sich auf und wollte davon rennen. Da sagte der eine Knecht: »Dü, häb ds Roß, ich will ds Grotzli packä!« So machten sie's. Während der eine das Tier festhielt, steckte der andere das Tännchen kräftig mit der eisernen Mistgabel an, und jetzt hatten sie Ruhe und konnten ungestört ihre Arbeit fortsetzen.
Aber kaum eine Stunde war verflossen, so ertönten vom ehrwürdigen Kirchturm zu Bürglen alle Glocken; es läutete einer Leiche. »Wer isch ächt i d'Ewikeit ibärä?« fragten auch die zwei Knechte und vernahmen, dass es eine der drei Schwestern war, bei denen sie sich am Abend vorher noch lustig gemacht. Durch das Herz gingen ihr drei Stiche. So gut hatte also der Knecht die Hexe mit seiner Mistgabel getroffen. Einige Zeit später machte der eine der beiden Ledigen den zwei noch lebenden Schwestern einen Besuch, aber diäsälbä heigäd-ä nitt fry a'glüegt!
Fr. Zäzilia Gisler-Walker
b) Die zwei Burschen waren aus den Acherlenen in Schattdorf und besuchten zwei Mädchen in dem grossen Haus im Bruggenstalden zu Bürglen, zwei wunderliche und gwundrige Meitli, von denen man noch allerlei Anekdoten erzählt. Die Hexe schickte ihnen, als sie Heu eintrugen, Wirbel in das dürre Heu, dass es weit davon flog. Der Knecht fuhr mit einer Gabel in den Wirbel.
Fr. Gamma-Gamma, 80 J. alt
c) Die drei (zwei) Mädchen wohnten in einem Feld zu Bürglen. Als die zwei Knechte Mist ausmännten, bewegte sich plötzlich vor dem Pferde her etwas, das aussah wie ein »Wusch« Heu, der vom Wind aufgewirbelt und hin- und hergedreht wird. Der Knecht fuhr mit der Mistgabel mitten hinein.
David Imhof, Seedorf, 40 J. alt.
d) Zu Linthal, im Kanton Glarus (wo die Erzählerin lange in Arbeit gestanden), spielte eine Meisterin ihren Angestellten einen ähnlichen Streich beim Heueintragen.
Fr. Wipfli-Herger, 80 J. alt
»Das het mä scho meh, wennd äso ä Windwirbel i ds Heiw chu isch, uder wennd's eppä-n-ä Wirbelsturm ggä het, eppä-n-äs Mässer uder ä Heiwgablä uder susch äs Instrumänt uder äu äs Bätti dri griährt; und äu, wennd eppä Chiäh im Gadän i ei Chettänä verwerrt gsy sind, so hett-s' es usänand 'tah, wem-mä mid-ärä Mischtgablä dri'gschlagä het.«
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.