1. Mein Vetter kam auf einer nächtlichen Wanderung zu Attinghausen an einem alten, verlassenen Häuslein vorbei, und weil er darinnen gegen alles Erwarten Licht erblickte, schob er das Fensterlein beiseite und guckte hinein. Da bot sich seinen Augen ein sonderbarer Anblick. Eine Schar Katzen tanzte nach der Musik einer Mundharmonika, die eine der Katzen, auf dem Tische sitzend, lustig durch ihr Maul gleiten liess: Aber alsbald kam eine von ihnen an das Fenster und bedrohte den Neugierigen so ernsthaft, dass er sich gleitig davon machte. Drunten am Bach sass auch noch eine, ä gwaltigä Pattsch, und glotzte ihn nicht übel mit ihren feurigen, funkelnden Augen an.
Jä, das sell de nur wahr sy, das hed är de sälber verzellt.
Katharina Kempf, 90 J. alt
2. Aus einem alten, zeitweise unbewohnten Häuschen in der Nähe von Ripshausen, nicht weit von der Reuss, hatten nächtliche Wanderer und Nachtbuben schon öfters die feinste Musik vernommen. Ein beherzter und neugieriger Mann schaute einst zum Fenster hinein und sah drinnen eine Anzahl Katzen. Die einen sassen auf dem Stubentisch und spielten auf Blas- und Streichinstrumenten lustige Tänze, während die andern zur lupfigen Musik in der Stube tanzten. Die laute Lustbarkeit dauerte gewöhnlich bis zum Betenläuten am Morgen; dann zerstreute sich die Gesellschaft in die benachbarten Häuser und besonders in die nahe Gand am Fusse des Stockberges, wo man sehr viele verwilderte Katzen antraf.
Fridolin Fischer, 70 J. alt
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.