1. Ein Isentaler wanderte zur Nachtzeit heimwärts. Da ersah er auf einmal auf dem Hag zur Seite eine schwarze Katze. Die begleitete ihn nun, immer auf dem Hag einherschreitend, und fuhr ihm von Zeit zu Zeit schmeichelnd mit dem Schwanz ins Gesicht. Das verleidete ihm, und er bedrohte sie, grobe Worte ausstossend, mit seinem Stocke. Aber jetzt schmeichelte sie noch mehr. Plötzlich schlug er mit dem Stocke nach ihr. Allein da war er auch schon von einer ungeheuren Menge von Katzen umringt, die ihn bedrohten. Wie er sie los geworden, weiss ich nicht. Aber das hat er später oft gesagt, nachts würde er keine Katze mehr plagen.
Joh. Bissig, Bächi
2. Auch ein Nachtschwärmer zu Attinghausen traf einst auf eine grosse, schwarze Katze. Ihr glatter, dichter Pelz stach ihm in die Augen, und er zückte deshalb mit seinem schweren Stock nach ihr, um sie zu töten. Aber da kam er nicht gut an. Im Augenblick war eine ganze Menge dieser Tiere da und bedrohte und verfolgte ihn. Nur, indem er mit seinem Bätti wie wütend nach ihnen schlug, konnte er sich ihrer erwehren (19. Jahrhundert).
»Jää, nah Bättälyttä sell-mä keiner Chatz nymeh z'leid tüe,« belehren warnend die Alten.
Karl Zgraggen, 82 J. alt, Seedorf
3. Silener Nachtbuben, die im Buchholz herumschwärmten, hörten auf einem Holunderbaum, deren es viele hat im Buchholz, neben einem Häuschen ein märterliches Katzengeschrei. »Denä wil-i scho nu appähälfä!« meinte einer und warf einen Stein hinauf. Eine Katze fiel getroffen neben ihm zu Boden. Aber auf einmal wimmelte es von Katzen um ihn herum. Ihre Augen leuchteten unheimlich wie glühende Kohlen. In der Angst ergriff er die Flucht, stürmte auf das Häuschen los, schlug in der Eile die Türe ein und verbarg sich. Nur so konnte er sich retten (19. Jahrhundert).
Christina Exer, 35 J. alt
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.