1. Schon öfters war einem Jäger auf der Fuxätüssi das nämliche Füchslein vors Gewehr gekommen; jedesmal schoss er nach ihm, aber treffen konnte er's nie. Das gefiel ihm nicht; er dachte, da sei Hexen- oder Blendwerk dahinter, ging zu einem Kapuziner und erzählte ihm die ganze Geschichte. »Das nächste Mal,« riet ihm dieser, »mische Gesegnetes, wenn möglich Osterkohlen, unter das Pulver; dann aber ziele nicht etwa auf das Tier selber, sondern auf seinen Schatten.« Der Jäger handelte nach diesem weisen Ratschlage. Als in der nächsten Nacht das schlaue Füchslein wieder in Schussnähe kam, legte er an und zielte auf dessen Schatten. Der Schuss krachte. Da ging so ein »g'hewsches« Geschrei auf. Das Füchslein war verschwunden. Der Jäger schüttelte den Kopf und ging sinnend nach Hause. Er diente als Knecht bei einem Bauer, und am nächsten Morgen vernahm er, dass seines Meisters Tochter krank zu Bette liege. Es war ihr über Nacht eine Hand abgeschossen worden. Jetzt lag es sonnenklar am Tage, dass sie eine alte Hexe war und als Fuchs ihn genarrt hatte. Hätte der Jäger statt auf den Schatten auf das Wild selber gezielt, so hätte er die Tochter tötlich getroffen.
Daniel Imholz, Unterschächen
Ein anderer Gewährsmann erzählt, er habe sie tatsächlich getötet, obwohl auch er auf den Schatten zielen lässt.
2. Einmal sei Einer auf die Fuchsjagd gegangen. Es begegnete ihm jede Nacht ein grosser Fuchs und trug ein rotes Kopftuch. Da schoss er einmal, (nachdem er Gesegnetes unter das Pulver gemischt), auf den Fuchs und traf ihn am Fuss. An jenem Abend fing er ihn aber nicht ein. Am nächsten Abend ging er der Blutspur nach. Da kam er bis vor ein Haus und fragte ein Kind, ob niemand da sei. Da sagt das Kind, doch, die Mutter sei da, aber sie sei im Bett. Was sie habe? Sie habe es am Fuss. Die Frau war nämlich eine alte Hexe.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.