a) Als einmal das angsterfüllte Volk von Silenen der mit unheimlicher Macht aus dem steilen Kilchtal hervorbrechenden, Tod und Verderben drohenden Rübi wehrlos zuschaute, erblickte es zuvorderst auf ihr ein Weibervolk, eine Hexe mit einem Spinnrad, an dem sie eifrig spann, hinter ihr eine zweite, die mächtig an der Rübi stiess. Nun lief der Sigrist zur Pfarrkirche St. Albin und läutete über Wetter. Hell klang das Glöcklein der hl. Verena in den Sturm hinaus und übertönte sogar das Tosen der Rübi. Im Augenblick beruhigten sich die verheerenden Elemente, und die Geröllmasse kam zum Stillstand. »Stoss, stoss!« rief noch die Spinnerin ihrer arbeitsamen Gehilfin zu. »I cha nimmä,« gibt diese zurück, »ds Vreni briälet vill z'fast.« Auf einmal waren die Hexen verschwunden.
Jos. Maria Zberg, 75 J. alt
b) Die Antwort lautete: »I cha nimmä, ds Vreni het vill z'friäh afah schryä!«
c) Die Spinnerin schrie der andern zu: »Stoss! stoss!«, die letztere gleichzeitig der erstern: »Zich! zich!« und diese: »Ich mag nimmä, ds Vreni schrytt vill z'lütt.«
d) Es waren mehrere Hexen, die an der Rübi stiessen und Steine tröhlten. Beim Klang der Glocke rief ihnen die Spinnerin zu: »Heeret üff trehlä, ds Vreni riäft vill z'lütt.«
e) Es ist nur von einer einzigen Hexe die Rede, sie wühlte in den Stein- und Schlammassen und musste aufhören, sobald die Glocke erklang. Später äusserte sie sich bei den Leuten: »Ja, ja, dassälb Mal, wenn ds Vreni nitt so gschrüwä hätt, hätt-i de am St. Albin sy Gartä (d.h. Friedhof) scho wellä undermachä.« Oder: »Dassälb Mal, wenn ds Vreni nitt so b'briälät hätt, wär's de andrisch üsächu!«
f) Zwei Hexen. Die eine rief: »Schab', schab'!« Die andere: »Ich mag nimmä g'schabä, ds Vrenäli riäft scho.«
Fr. Gerig-Münsch, 91 J. alt, u.a.m.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.