1. a) Von einer gemütlichen Stubeten kehrten zwei ledige Schattdorfer nach Hause zurück. In einem einsamen Häuschen erblickten sie noch Licht, und g'wundrig, wie die Nachtbuben sind, stiegen sie vors Fenster hinauf und guckten heimlich in das erleuchtete Stübchen hinein. Drinnen rührten zwei Meitli wacker in einem Häfelein und »pfitzerten« (kicherten) dazu mächtig. »I weiss nitt,« sagte die eine zur andern, »wem-mer de das vor ds Pfeischter üsästellet, vercheemet's de bi Zittä dirr's Obst hyr, d'Lytt.« Es waren die Bäume gerade im schönsten Blühet. Die Burschen hatten genug gehört, stiegen herab und versteckten sich hinter einer Holzbeige. Bald öffnete sich das Fensterchen, und eine Hand stellte das Häfelein auf das Gesimse. Ähä! Jetzt noch gewartet, bis die Meitli schlafen. Dann stieg einer der Burschen wieder hinauf, schob sachte das Fensterchen zur Seite, stellte das Gefäss mit dem famosen Inhalt auf die Fensterbank und zog das Fenster wieder zurück. Am nächsten Morgen waren statt der Baumblüten die zwei Hexen erfroren und wurden erstarrt und zusammengefroren in ihrem Bett aufgefunden.
Frau Wipfli-Herger, 80 J. alt, u.a.
b) Die Sage ist auch zu Obrieden »bim schwärä Tirrli« in Bürglen lokalisiert. Das eine Meitli war das »Susanneli.«
Jos. Gisler, Balm-Sepp
2. a) Ein Bursche ging in einem Hause bei drei Mädchen z'Stubeten. Sie taten so sonderbar, und er fasste den Verdacht, sie seien alte Hexen. Er beschloss, sie auf die Probe zu nehmen, und eines Abends stellte er sich, als ob er sehr schläfrig wäre. »Gang doch uff ds Ofäbänkli ga liggä!« rieten sie ihm, und er befolgte ihren Rat und begann bald zu schnarchen. Nach einer Weile kam eine und fragte ihn leise: »Schlafisch?« Aber er tat nicht mutz. Und so mehrere Male. Endlich fragte eines der drei Meitli die andern: »Was wem-mer hinecht g'schändä?« Sie wurden eins, die Nüsse der Gegend durch Frost zu verderben, nahmen ein Glas Wasser, rührten es um und stellten es vors Fenster. Hierauf gingen sie ins Stübli und legten sich schlafen. Eine Zeitlang wartete der Bursche, dann stand er auf, nahm das Glas Wasser hinein, stellte es leise ins Stübli und schloss die Stüblitüre. Am folgenden Morgen waren die drei Hexen erfroren.
Aus dem Isental
b) Nach einer Erzählart von Bürglen und Schächental war es ein Knecht, der den drei alten Meitlenen, bei denen er diente, aufpasste etc.
c) Spielart von Attinghausen und Ursern: Mutter und Tochter, bei welch letzterer ein Bursche z'Stubeten kam. Eines Abends sagte sie, er solle morgen nicht kommen. Er ging doch, Wunders wegen. Als er in die Nähe des Hauses kam, war eine furchtbare Kälte, obwohl mitten im Sommer. Er überwand sich und ging zum Hause und fand vor dem Fenster ein Häfelein und darinnen eine Flüssigkeit oder Salbe mit einer Kelle. Er stellte alles in die Stube hinein. Am Morgen waren Mutter und Tochter erfroren.
Barbara Gisler, 80 J. alt; M.A. Schmid, 75 J. alt
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.