Auf Golzer lebte eine Mutter mit drei Töchtern; sie alle waren Hexen. Im Stübli hatten sie eine dürre Kuhhaut samt Euter und Strichen aufgehängt. Wenn sie an diesen Strichen zogen, konnten sie jedem beliebigen Bauer auf Golzer die Kühe melken. Man munkelte auch, sie können Wetter machen.
Endlich wurde der Ortspfarrer in Silenen unterrichtet, und dieser besuchte sie und stellte die Mutter auf die Probe. Es war ein glanzheiterer Tag, und die Bristner trugen dürres Heu ein. Lachend sagte der Pfarrer zu dem Wybervölchli: »Lüegä mecht-i, wiä diä Pürli zwägzapplä tätet, wenn äso ä Sprutz Rägä chämt!« »Das cha scho gscheh,« versetzte es rasch und gab dem Pfarrer ein Häfeli voll Wasser, auf dessen Grund einige Böhnchen lagen, mit der Weisung, ein wenig im. Wasser zu rühren, wenn sie oben in der Kammer rumple. Aber ja das Häfeli nicht umschütten! Sie wolle dann oben das Sprüchlein dazu schon selber sagen. Der Pfarrer jedoch war neugierig, wollte der Sache auf den Grund kommen und schüttete das Häfeli aus, als sie oben rumpelte. Da brach aber ein furchtbares Hagelwetter los, und die Mutter kam aus der Kammer herabgelaufen und jammerte, jetzt müsse ganz Bristen untergehen. Nun, entlarvt war sie jetzt, und das Handwerk wurde ihr gelegt.
Andreas Fedier, 45 J. alt, u.a., Maderanertal
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.