1. Bei Bommatters im Rössli zu Schattdorf kam eines Tages, es sind noch keine hundert Jahre seither, ein altes Müetterli, altmodisch gekleidet, ein Häubchen auf dem Kopf, und bettelte um Nidel. Niemand kannte es. Der alte Bommatter sagte: »Jä, jä, d'Nyddlä-n-ab der Milch nä fir dich und darnah diä blaw Milch sälber ha, das chunnd-is etz doch ä chly stotzig vor! Channsch-es nitt susch machä?« »Äs macht-si de scho eppä,« warf das Müetterli giftig hin, schoss, was gibst, was hast, zum Haus hinaus, gegen die Wyergasse hinunter, durch die Gasse hinauf gegen Bürglen und fläutete dazu fortwährend mit seinem Sacklumpli. Es war ein prächtiger, glanzheiterer Sommernachmittag, wie man ihn nicht schöner hätte wünschen können, und kein Wölklein am blauen Himmel. Aber kaum war das erzürnte Weiblein vor dem Haus, als schon eine Wolke, so schwarz wie ein Wollhut, über den Schwarzen Grat dahergefahren kam und in wenigen Augenblicken einen Platzregen über Bommatters Matte ausschüttete, der ihnen das ganze liegende Heu verteufelte. In einer Stunde hätten sie es eintragen können, und jetzt mussten sie am nächsten Tag noch einmal daran herumsilchen. In den Wiesen rings herum war kein Regentropfen gefallen. Da sagte die Bommatterin zu ihrem Gatten: »Da hesch-es etz! Hättisch dü deerer nur Nyddlä g'gä; jetz hem-mer der Dräck im Mättäli.«
2. Auch in dem Häuschen an der Wyergasse, das an Bommatters Wiese grenzt, lebten zwei solche »B'hänki«. Wenn ihnen jemand nicht zu Willen war, dann brauchten sie nur ein Häfelein mit Wasser auszuschütten, und es fiel ein Regenschauer über seine Wiese und verderbte das dürre Heu. Und, wenn sie mit dem Wasser noch Bohnen ausschütteten, dann gab es Hagel.
Johann Aschwanden, 60 J. alt, Schattdorf
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.