Oberfelders auf den Schattdorferbergen waren gerade am Anknen, als das Geezigerli1 von Attinghausen, ein kleines, wunderliches, armes altes Meitli eintrat und etwas frische Nidel heischte. »Grad jetz hem-mer-si i Ankächibel 'tah,« entschuldigt sich das fromme Zischgi, »und üsänä' tiäm-mer-si etz doch nimmä gärä. Wart dü, wem-mer de g'anknet hennt, channsch de Schlegmilch ha bis gnüeg!« »I verchumä scho nu Nyddlä,« murrt das Meitli, setzt sich und fängt an, Gebete zu murmeln. Gebete? ja heitere Gebete! Auf einmal kracht's im rollenden Butterfass, der Deckel springt auf, und die schöne, weisse Sahne fliegt auf die schwarze Stubendiele hinaus. Da konnte es jetzt kühlende Nidel schlecken bis genug.
Hierauf setzte es seine Wanderung fort; bei Gamma's i dä Siässbärgä bettelte und erhielt es Butter. Als es ein drittes Haus in der Nachbarschaft betrat, reckte es seine Nase in die muffige Stubenluft und sprach: »Ich schmeckä Christäblüet; da stirbt bald epper.« Die Leute, namentlich Karolina, die Hausfrau, bekamen Angst. Trotz dem Zureden freundlicher Nachbarn, es sei dem dummen Ausspruch doch keine Bedeutung beizumessen, »hatte ihm Karolina doch den Glauben,« und sie starb wirklich nach einigen Monaten.
»Mä müess halt seeligä Sachä nur nitt der Gläubä ha!« meint die 80jährige Erzählerin, die obgenannte Personen alle gekannt hat.
Fr. Gamma-Gamma, Schattdorf
Fußnoten
1 So genannt vom Heimwesen Geezig.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.