1. Ein Wybervölchli von Attinghausen pflegte, in der Sennerei im Zwyerhause, Gemeinde Altdorf, die Milch zu holen. Es war in der Fremde gewesen bei den Freimaurern und redete etwas fremdländisch. Darum plagten es eines Abends die anwesenden Mannenvölker und ahmten lachend seine Sprache nach. Jetzt wurde es aber böse und schoss zur Türe und zum Hause hinaus und die Gasse hinauf bis vor Schipfigers Gaden. Dort stand es eine Zeitlang still. Am nächsten Morgen fanden Schipfigers eine Sau im Gaden tot am Boden liegen. Solche Sachen hatte die Hexe bei den Freimaurern gelernt, denen sie verschrieben war. (19. Jahrh. Es handelt sich um die irrsinnige Vinzenzia Megnet.)
Kath. Müller, 75 J. alt
2. Von Bauen her kam ein fremdes, unbekanntes Weibervolk auf die Bärchi hinauf, kehrte bei Salome-Josten ein und bettelte etwas zu essen und um Obdach für die anbrechende Nacht. Das Weibervolk, gefiel den Leuten nicht. Dennoch sott ihm das Salome-Nänni Milch, tat aber ein klein wenig Weihwasser hinein, brachte sie in die Stube und stellte sie vor das Weibervolk auf den Tisch, mit dem Bedeuten, es solle zulangen. Dieses schaute so kurios auf die Milch, liess sie unberührt stehen und sagte giftig: »Hättisch-mer-si nitt 'prücht z'versywä (versauen)!« Ohne Z'nacht bezog es ein Nachtlager im Stalle, den das Nänni sorgfältig von aussen verriegelte. Als Nänni am nächsten Morgen öffnete, war die Fremde fort und lag die einzige Kuh im Stalle tot am Boden. Das hat sich vor wenigen Jahrzehnten ereignet.
Johann Bissig, Isental, 67 J. alt
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.