a) Nach der Sage sollen die Schwyzer die schöne Ruossalp in Nöten des Vaterlandes gegen ein Viertel Silbermünzen (ein alter Mann sagte: ein Viertel Rubel) an Uri abgetrete haben, aber mit Ablösungsrecht auf eine genau festgesetzte Frist. Bis auf den letzten Tag hinaus verschoben es die Schwyzer, von dem Rechte Gebrauch zu machen; als sie endlich in ihrem Schifflein gegen »Uren« zusteuerten, stürzte sich brüllend und tosend der stärkste Urner, der Föhn, in den See und warf ihnen stürmische Wellen entgegen. Als die Schwyzer trotzdem Altdorf erreichten, war die letzte Stunde der festgesetzten Frist verstrichen, und der Seckelmeister von Uri verweigerte die Annahme der Auslössumme. Die Alp verblieb den Urnern.
J.J. Huber.
b) Nach einer andern Version soll sie einer Witwe Ruoss zugehört haben, die sie in einer Geldverlegenheit den Urnern als Pfand überliess, im übrigen aber die gleiche böse Erfahrung machen musste, wie die saumseligen Schwyzer.
c) Die Alp gehörte einem alten Meitli in Morschach, das weit und breit die reichste Person gewesen und dreissig Gulden Vermögen besessen habe. Damals sei eben das Geld rar gewesen und habe einen ungeheuer hohen Wert gehabt. So sei in einer alten Chronik zu lesen.
d) Andere erzählen, der Geissbub vom Bisistal und der Geissbub vom Schächental seien auf der Ruossalperkulm oft zusammen gekommen und hätten miteinander gewürfelt. Einmal habe der Schwyzer sogar die Ruossalp gesetzt und sie richtig verspielt. Es habe einen Prozess gegeben zwischen Uri und Schwyz, den die Urner gewonnen haben. So kam die Ruossalp mit Alplen an Uri, das die übrigen Alpen am Nordabhang der Bergkette später noch gekauft habe.
Karl Gisler.
Quelle: Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.