Das Tüürebrünneli
Eine Quelle an der bei Unterlunnern zum Reussried abfallenden Halde heisst das Tüürebrünneli. Sie war seit jeher landauf und landab bekannt. Es gab Zeiten, zu denen sie monatelang kein Wasser lieferte, obwohl gar keine Tröckne herrschte, während sie anderseits in trockenen Jahrgängen reichlich Wasser spenden konnte. So ist es noch heute.
Da kamen denn früher im Frühjahr und im Sommer von weither die Müller und Bauern hergereist, um zu sehen, ob das Tüürebrünneli viel oder wenig Wasser liefere. Lief die Quelle stark, so ging es wie ein Lauffeuer durchs Land, die Körnerfrucht und das Brot werden teuer. Lag die Quelle fast trocken, so rechnete man auf billiges Brot. Da sollen sich dann die Müller und Bauern, die Korn und Weizen zu verkaufen hatten, rechtzeitig vorgesehen haben. Bei reichlichem Wasserfluss musste man auf einen nassen Jahrgang rechnen. Dann durfte man die Fruchtvorräte nicht leichthin verkaufen. Man wartete mit dem Verkauf zu, denn der Preis musste ja in die Höhe gehen. Das Tüürebrünneli zeigte also eine Teuerung an.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Knonauer Amt
Nach Gchr. Obfelden 1897/1902, hier mit dem Titel „Römerbrünneli und Tüürebrünneli“. R. und T. sind zwei Quellen „im Altikon“ bei Unterlunnern. Der Chronist weist darauf hin, dass nach Funden in dieser Gegend römische Besiedelung und Töpferei nachgewiesen sei. Das R. habt aber keine weitere Bedeutung. Stauber hat seine Erzählung, S. 53, aus derselben Quelle, aber mit dem Titel „Der Hungerbrunnen zu Obfelden“.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.