Zehntenfrei
Als einmal Krieg im Lande war, fühlte sich die Gräfin Margarete von Kyburg auf ihrem Witwensitz „Moosburg“ nicht sicher. Sie liess ihre Hörigen ringsum aufbieten, damit sie ihr beim Flöchnen ihrer Habe auf die sichere Kyburg hülfen Die Bauern von Effretikon, Tagelswangen und Lindau stellten sich zur rechten Zeit ein, nur die Bisiker zögerten. Sie hofften, es würde ihnen nicht mehr zu tun übrig bleiben. Ihre List gelang; als sie vor der der Burg erschienen, war die Gräfin schon abgezogen, und sie lachten sich ins Fäustchen. Wie ärgerten sie sich aber, als nach hergestelltem Frieden die Burgherrin zurückkehrte und den treuen Helfern zur Belohnung gewisse Grundstücke zehntenfrei erklärte. Seither lacht man in dieser Gegend Leute, die eine gute Gelegenheit verpasst haben, mit den Worten aus: Ir chömed halt z spoot, wie d Biisiker! Man glaubt auch, dass die Flur „Zehntenfrei“ zwischen Lindau und Tagelswangen von der Savoyerin Margarete herrühre.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Oberland
Schriftlich mitgeteilt von Lehrer Emil Honegger, Tagelswangen, 1962; ihm mündlich erzählt 1935 von Joh. Ulrich Wegmann daselbst. E. Honegger fügt bei: In der Flur „Zenhtenfrei“ stehen alte Grenzzeichen mit den Buchstaben ZF S. Sie bezeichnen aber den Umfang des einstigen Riedhofes, dessen Zehnten 1479 die Brüder Moroff von der Familie Schwend in Zürich ablösen. „S“ bezeichne nicht Savoyen, sondern Schaffhausen, das den Zehnten im angrenzenden Tagelswanger Gebiet innehatte. Die Steine wurden im 18. Jahrhundert gesetzt.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.