Der Russenbündel
Auf dem Rückzug von der Schlacht bei Zürich sprenge eine russische Abteilung mit ihren Kanonen den Bühlweg zu Tagelswangen hinauf und bezog am Schlimperg eine Batteriestellung, von der die Schanzen heute noch zu sehen sind. Eine französische Abteilung lagerte im Dürrholz, und ihr Lagerfeuer war nachts wohl zu sehen. So lag das Dorf zwischen den feindliche Linien, und die Bauern befürchteten Plünderungen. Sie stellten eine Bürgerwache zusammen. Schulmeister Temperli, der am Rande des Dorfes wohnte, fand dies nicht für nötig, und so wurde sein Gehöft auch nicht bewacht. Am andern Morgen fehlte ihm das fetteste Rind im Stall. Die Franzosen hatten es entführt und im Lager geschlachtet.
Nach dem Abzug der Soldaten fand ein Bäuerlein im Walde draussen eine russische Kriegskasse. Es teilte seinen Fund dem Förster mit. Der hiess den Bauern schweigen; sie wollten dann nachts spät heimlicherweise den Schatz holen. Als sie zu verabredeter Stunde am Fundort eintrafen war die Kiste verschwunden. Bald ging die Rede, der Förster habe eben noch vorher einen Gang allein in den Wald gemacht und sich den Fund angeeignet. So erklärten sich die Taglischwanger den plötzlichen Wohlstand jener Familie, der sie auch den Übernamen „Russebündel“ anhängten.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Oberland
Schriftlich mitgeteilt von Lehrer Emil Honegger, Tagelswangen, 1962. Seine Quelle: Joh. Schmid, Schulpfleger, der die Geschichte 1935 erzählte.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.