Als die Rapperswiler mit dem österreichischen Heere auszogen, um die Glarner vom eidgenössischen Bunde abzutrennen, da verkündeten ihnen die Glocken vom Kirchturm her das kommende Unheil. Zweiundsechzigmal schlugen sie an, und zweiundsechzig Rapperswiler Bürger fanden dann in der blutigen Schlacht zu Näfels den Tod. Als alles sich zur Flucht wendete, da blieben nämlich die Krieger der wehrhaften Rosenstadt beisammen in einem Baumgarten und hielten tapfer stand; alle fand man erschlagen in einem kleinen Umkreis.
P. Guler.
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In Rapperswil läutete eines Tages die Totenglocke. Da ging der Sigrist in den Turm, um zu sehen, wie das Läuten ohne ihn vor sich gehen konnte. Aber der Riemen der Glocke ging von selbst auf und ab. Als der Sigrist nun in die Kirche hineinging, sah er, wie eine Reihe Soldaten ohne Köpfe um den Altar herum z'Opfer gingen, der Hauptmann mit dem Säbel an ihrer Spitze. Nachher kam aus Spanien die Nachricht, dass dort die ganze Rapperswiler Kompagnie in einer Schlacht umgekommen sei.
(Dieses wurde mir von meiner Grossmutter, Therese Curti, geb.Helbling, geboren 1799, erzählt. Es ist offenbar eine Variante zu der Erzählung von dem Untergang der Rapperswiler in der Schlacht von Näfels. Rapperswil stellte infolge einer Militärkapitulation eine Kompagnie Soldaten in spanische Dienste.)
Theodor Curti.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 405, S. 234
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.