Das Russengrab bei Hombrechtikon
Es war im Jahre 1799. Franzosen, Russen und Österreicher stritten sich im Oberland herum. Drei Russen hatten sich beim Schnapsgelage verspätet und vermochten ihre Truppe, die sich vor den Franzosen, welche wieder Oberwasser hatten, zurückziehen musste, nicht mehr zu erreichen. Dort am alten Weg, welcher von der Hohlgass nach dem Langenried hinunterführte, legten sie sich in der Wiese nieder und schliefen ein. Der Amtmann drüben im Hinterholz erfuhr davon und schickte einen Boten mit der Meldung hinab an den See, wo sich die Franzosen befanden. Ein Offizier mit etlichen Soldaten erschien an Ort und Stelle. Mit den Bajonetten stiessen sie die Trunkenen wach. Und nun begann ein rohes, grausames Spiel. Durch die Abendstille erscholl das Hohngelächter der Franzosen und das Schmerzgeschrei der Russen. Zuletzt wurde alles ruhig. Die Peiniger entfernten sich. Auf der Unglücksstätte lagen die zu Tode Gequälten. Um Mitternacht weckte der Amtsmann den Knaben drüben im Nachbarhause. Mit einer Sturmlaterne versehen begaben sie sich ins Grüthölzli, wo in einer Grube die Toten verscharrt waren. „Hörst du etwas?“ fragte der Amtsmann. „Ich höre Töne!“ antwortete der Knabe. „Woher?“ „Da, aus dem Boden herauf.“ Nun begann der Amtsmann auf dem Boden herumzustampfen, bis aus der Tiefe nichts mehr zu vernehmen war.
Von Stunde an hatte der ruchlose Mensch keinen Frieden mehr. Er wurde unstät und zerfiel innerlich, vergriff sich auch an Mündelgeldern und endete in geistiger Umnachtung als Selbstmörder.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Oberland
Heinr. Bühler, Geschichte der Kirchgemeinde Hombrechtikon, Stäfa 1938, S. 136
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.