In der Alp Bäschnaten, der Ortsgemeinde Dorf gehörend, zeigt die Terrainformation gegen den Kuhmeltler hin eine ziemlich steile Halde, die ihr Entstehen vermutlich einem einst von den obern Partieen niedergegangenen grossen Erdschlipf verdankt. Der Scheitel eingangs erwähnter Halde bildet ein Plateau, auf dem sich bis vor wenigen Jahren eine zirka fünf Quadratmeter Grundfläche haltende schwarze Sandsteinplatte befand.
Die Platte, sowie der Ort selbst, wird von den Bewohnern dieser Gegend Hexenplatte genannt. Eine Sage, die heute noch im Volke lebt, gibt uns über die Entstehung der eigentümlichen Benennung dieses Platzes folgende Kunde:
Vor alter Zeit soll eine Hexe in dieser Gegend allerhand Unheil gestiftet haben. So soll sie dann auch dem Dörfchen Ruft und seinen Bewohnern den Untergang geschworen haben. Mit Hilfe der bösen Geister der Unterwelt rief sie zu diesem Zwecke ein furchtbares Unwetter herbei, das sich drohend vom Kuhmettler gegen Ruft hinabzog. Die Hexe selbst soll sich dann zwischen Kuhmettler und Federi auf eine Steinplatte gesetzt haben, und auf ihr böses Zauberwort löste sich eine gewaltige Erd- und Trümmermasse ab und fuhr, die Hexe auf ihrem Rücken tragend, gegen Ruft, um dieses zu bedecken. Da fing plötzlich in den grauenvollen Schrecknissen des furchtbaren Unwetters das Glöcklein in der St. Leonhardskapelle von selbst zu läuten an, und ebenso plötzlich war die Kraft des höllischen Wetters gebrochen; die Wolken zerteilten sich, und der Erdschlipf stand still. Die Hexe selbst entfernte sich mit dem Wehrufe: „Das Rufner Hündli fängt an zu bellen!" Die Hexenplatte wurde leider vor einigen Jahren anlässlich der Vornahme von Meliorationsarbeiten gesprengt und beseitigt.
A. Seliner
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 381, S. 217f
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.