Die Gründung des Lazariterhauses Gfenn
Balduin, König von Jerusalem‚ selbst mit Aussatz behaftet, gründete im Heiligen Lande den St.-Lazarusorden, dessen Aufgabe es war, den ärmsten unter den Kranken zu helfen. Eines Nachts träumte der König, der hl. Lazarus führe ihn durchs Gebirge zu einer neuen Kirche, wo er durch das Gebet der Klausnerinnen geheilt wurde.
Balduin erzählte seinen Traum der Ritterschaft, und bald stellte sich ein Edelmann ein, der aus dem Urnerland gekommen war; dieser beteuerte dem Herrscher, nachdem er den ganzen Traum vernommen hatte, dass das geschaute Klösterchen das Stift Seedorf sei. Der König machte sich ungesäumt auf den Weg und traf richtig in Seedorf ein. Daselbst wurde er von seiner schrecklichen Krankheit befreit. Er beschenkte das Kloster reich, und bat, dass die Frauen den Orden des hl. Lazarus annähmen. Er stiftete in Seedorf ein Haus für Lazariter-Ritter und ein Spital. Darauf fuhr er zu Kaiser Heinrich, um die Rechte seiner Stiftung bestätigen zu lassen.
Auf dieser Fahrt kam Balduin nach Zürich. Unweit der Stadt, „nid wyt von Dübendorf, daselbst stund sin Ross still und konnt man das nit wyters bringen weder mit Lieb noch mit Leid, das hielt der König für ein Merkzeichen dz er daselbst auch ein Kloster erbuwen sollt und traf dessen ein Anordnung, schickt auch einen Botten nach Seedorf dz zwey Klosterfrowen kommen sölltind, die by diesem Buw ein Ufsicht hieltend. Und hiess die eine von diesen Frowen Martha von Hertenstein, und ward dieselb vom Künig Balduin zur ersten Meisterinn über das nüwe Klösterlin gesatzt‚ welliches er dem alten Kloster unterwarf.“
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Oberland
A. Nüscheler: Die Lazariterhäuser im Gfenn bei Dübendorf und Schlatt (gekürzt). (Mitteilungen der Antiqu. Ges. in Zürich, Bd. 9, S. 103
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.