Die Heidenwege
Westlich vom Dorfe Hinwil steht der Bauernhof „im Moos“. Etwa zweihundert Schritte davon stossen sichtbar einige Grundwasseradern aus dem Boden. Von dort ziehen sich nach dem Grundstück „Liberach" und in Richtung Hinwil seltsame Streifen. Man kann sie nur in den dürrsten Sommern erkennen, weil hier wie in einer Strasse oder einem Feldweg das Gras abstirbt, während es zu beiden Seiten noch grünt. Im „Liberach“ enden sie bei kreisrunden, ebenso dürren Plätzen. Einer der Streifen zeigt genau nach der Kirche Hinwil. Diese Streifen nennt man die Heidenwege. Die einen meinen, sie haben den Namen von Zigeunern oder Kelsselflickern, die dort früher gehaust haben, die andern sagen, die Heidenwege haben etwas mit den Römern zu tun, die, wie man doch wisse, eine Strasse gehabt hätten durch das Oberland.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Oberland
Mündlich vom verst. Heinrich König zur Weinhalde-Hinwil, 1947, als man bei der grossen Trockenheit die Streifen genau beobachten konnte. Ich habe sie damals in einen Plan eingetragen. Eine weitere Untersuchung fand nicht statt. Liberach dürfte eine römische Bezeichnung sein, entstanden aus Liberiacum (Hof des Freien).
Die Grundwasseraufstösse sind seit der Errichtung des Grundwasserpumpwerkes abgestanden. Das Problem der Heidenwege hat der Verfasser 1969 in einem Bericht an die Denkmalpflege des Kantons Zürich behandelt: Zur Frage der Römerstrasse im Zürcher Oberland. (Manuskript)
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.