Von Flums über die Flumser Alp soll in alten Zeiten eine Strasse nach Glarus geführt haben, und dort, wo nun im Sommer die Viehherden der Flumser sich tummeln, stand eine blühende Ortschaft. Nichts deutet mehr darauf hin als eine Höhle, in der ein Schatz verborgen liegt. Kriechend gelangt man durch diese Höhle bis zu einer steinernen Treppe, die steil in die Tiefe führt. Je tiefer man auf der Treppe steigt, desto lauter hört man ein Rauschen, und ein scharfer, heulender Wind weht einem entgegen; Steinchen und Hagelkörner fallen in Massen auf den Schatzsuchenden. Immer ärger wütet der Sturm, der in einen förmlichen Orkan ausartet, so dass man das eigene Wort kaum mehr hören kann. Am Ende der Treppe stösst man auf eine starke, eiserne Türe, die fest verschlossen ist. Wütendes Hundegebell antwortet auf das Pochen, und eine weibliche Stimme gibt Antwort auf die in den drei höchsten Namen gestellten Fragen. Eine Jungfrau soll, auf einer eisernen Kiste sitzend, in der der Schatz verborgen liegt, auf Erlösung harren.
Verschiedene junge Männer von Flums haben es schon versucht, den Schatz zu heben, und sie behaupten, bis zur eisernen Türe vorgedrungen zu sein; aber alle mussten dort umkehren wegen dem Sturm, der sie zu ersticken drohte, so ein gewisser Maler Bless und dessen Bruder. An einem Morgen in aller Frühe waren sie aufgebrochen, den Rock über den Kopf gezogen, so daß nur die Augen frei blieben; keinem Menschen durften sie den Gruss erwidern, auf dem ganzen Wege kein Wort miteinander sprechen, mussten aber ohne Unterbruch beten. Nur so kann der Schatz gehoben werden.
Rob. Rizzi.
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 310, S. 174f
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.